Erfolgreiche Forderung:
Bundestag ratifiziert ILO 169
Nachdem sämtliche Selbstverpflichtungen der Industrie und auch der Regierungen zum Schutz des Amazonasgebietes und seiner indigenen Völker gescheitert sind, besteht nun mit Repam die Hoffnung, dass die ursprünglichen Völker ihre Rechte und das Überleben Amazoniens verteidigen können – zugunsten des gesamten Planeten.
Selbstbewusst wollen die indigenen Völker ihre Rechte und ihre Territorien verteidigen. Die inzwischen auch vom Deutschen Bundestag ratifizierte UN-Konvention ILO 169 bietet ihnen dafür eine wichtige Grundlage. Foto: Jürgen Escher/Adveniat
Ein Schritt auf diesem Weg war sicherlich der Beschluss des Deutschen Bundestags, die ILO-Konvention zum Schutz der Indigenen Völker zu ratifizieren. „Das ist ein guter Tag für die Indigenen am Amazonas und weltweit!“, freute sich der Leiter der Projektabteilung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Thomas Wieland, über den Beschluss des Deutschen Bundestags. „Um international gehört zu werden, sind die indigenen Völker unbedingt auf die Umsetzung der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation 169 angewiesen“, erläuterte Wieland. Sie garantiert, dass die indigenen Völker angehört werden müssen, wenn auf von ihnen bewohntem – oder anderweitig genutztem – Gebiet, Rohstoffe ausgebeutet werden. (Artikel 15, 2.)
Dabei handelt es sich nicht nur um das direkt besiedelte Land. (Artikel 13,2). Es gibt im Amazonasgebiet keine Flächen, die ohne vorherige Konsultation zur Rohstoffausbeutung genutzt werden dürfen. Denn die Zerstörung des fragilen Ökosystems ist immer schon ein Eingriff, der ihre Gebiete betrifft.
„Wichtig ist, dass Deutschland jetzt genau hinschaut, unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen Rohstoffe abgebaut und Agrarprodukte produziert wurden, die wir einführen. Wir bleiben mit unseren Partnerinnen und Partnern dran“, kündigt Adveniat-Experte Wieland an. Mit zahlreichen Besuchen in Parlamenten und Ministerien sowie öffentlichen Veranstaltungen hat sich das Lateinamerika-Hilfswerk jahrelang für die Ratifizierung der ILO 169 eingesetzt. Insbesondere das kirchliche Amazonas-Netzwerk Repam, dem Adveniat seit der Gründung 2014 angehört, fordert von seinen europäischen Partnern ein, sich für rechtlich bindende Regelungen zugunsten der indigenen Völker einzusetzen.
Erfolgreich hat sich das Volk der Kichwa im Dorf Sarayaku gegen die Ausbeutung der Erdölvorkommen auf seinem Territorium gewehrt. 2012 hat der Interamerikanische Gerichtshof in Costa Rica Ecuador verurteilt, sämtliche Aktivitäten einzustellen und Sarayaku eine Entschädigung in Höhe von 1,2 Millionen Euro zu zahlen, weil sie ihres Rechts auf Konsultation beraubt worden waren.
„Im Namen des Fortschritts wird im Amazonas das Leben so vieler indigener Völker zerstört“, sagt Patricia Gualinga, eine Sprecherin des Volks der Kichwa. Bei ihrem jahrzehntelangen Kampf gegen das Vorrücken der Ölindustrie geht es um mehr als bloße Ökologie: „Es geht um die Bewahrung unserer Kultur“, sagt sie. „Und wir wollen, dass die Menschen den Wert der Schöpfung nicht nur am Profit bemessen!“
Indigene bemächtigen ihre Rechte selbst zu verteidigen
Das Amazonas-Netzwerk Repam versetzt mit Menschenrechtsschulungen indigene Völker in die Lage, ihre Rechte vor den internationalen Institutionen zu verteidigen. Zuletzt haben im März 2017 vier Völker Amazoniens die an ihnen verübten Menschenrechtsverletzungen vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte in Washington mit Erfolg vorgetragen.
„Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte hat die Amazonas-Staaten aufgefordert, die indigenen Völker in jedem Fall in öffentliche und transparente Beratungen einzubeziehen, wenn Rohstoffe ausgebeutet werden sollen“, erklärte Repam-Generalsekretär Mauricio López Oropeza. Zudem hat die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte Repam als Repräsentant der indigenen Völker anerkannt.
Patricia Gualinga auf einer Dorfversammlung im Gemeindehaus von Sarayaku. Foto: Adveniat/Pohl