Adveniat fordert Suche nach Geiseln
in Mexiko zu intensivieren
Die mexikanischen Menschenrechtsverteidiger Ricardo Lagunes Gasca und Antonio Díaz Valencia sind seit einem Monat verschwunden. Menschenrechtsorganisationen fordern, die Suche nach ihnen zu intensivieren. Adveniat ist Mitglied des Netzwerks Menschenrechtskoordination Mexiko und setzt sich seit Jahrzehnten für Frieden und Menschenrechte im Land ein.
Überall in Mexiko-Stadt hängen Fotos von vermissten Menschen (Symbolbild). Foto: Escher/Adveniat
Noch immer fehlt von den beiden Menschenrechtsverteidigern jede Spur: Vor genau einem Monat, am 15. Januar dieses Jahres, verschwanden der Menschenrechtsanwalt Ricardo Lagunes Gasca und der Umweltaktivist Antonio Díaz Valencia im südwestlichen mexikanischen Bundesstaat Colima. Ihr Fahrzeug wurde mit Einschusslöchern am Straßenrand gefunden.
Die UNO und Menschenrechtsorganisationen in Mexiko fordern von den Behörden, die Suche zu intensivieren. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission erließ Schutzmaßnahmen (medidas cautelares). Diese verlangen vom mexikanischen Staat unter anderem, das Verschwinden zu untersuchen, damit sich derartige Verbrechen zukünftig nicht wiederholen. Hintergrund des Falls sind langjährige Konflikte um Bergbauaktivitäten in der Ortschaft Aquila im Bundesstaat Michoacán, einem Nachbarstaat von Colima. Antonio Díaz Valencia kandidierte dort für den Vorstand der Gemeindeländereien.
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Adveniat setzt sich seit Jahrzehnten für Frieden und Menschenrechte in Mexiko ein. In der Diözese Zamora zum Beispiel unterstützt Adveniat die Begleitung von Gewaltopfern in einem eigens dafür eingerichtetet Zentrum, sowie die Ausbildung von Multiplikatoren für Friedensarbeit. Desweiteren gehören zu dem Programm eine diözesane Beobachtungsstelle, die Ausbildung von Streitschlichtern unter Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Seminare über Frauenrechte sowie gesellschaftliche und politische Lobbyarbeit.
„Wir fordern die Nationale Suchkommission sowie die Staatsanwaltschaften von Michoacán und Colima dazu auf, die Ergebnisse der bisher durchgeführten Suchaktionen vorzulegen, so wie es die mexikanische Verfassung und internationale Menschenrechtsabkommen vorsehen“, erklärt Víctor Hugo López Rodríguez, Exekutivsekretär des mexikanischen Menschenrechtsnetzwerks Red TDT (Todos los Derechos para Todas y Todos). „Das Innenministerium muss umfassende Schutzmaßnahmen für Angehörige und die Gemeinde Aquila umsetzen sowie rechtliche und politische Maßnahmen ergreifen, damit Ricardo und Antonio lebend gefunden werden“.
Das transnationale lateinamerikanische Stahlunternehmen Ternium mit Sitz in Luxemburg betreibt in Aquila die Mine „Las Encinas“. Die Bevölkerung vor Ort wirft dem Unternehmen seit langem vor, die vereinbarten Lizenzgebühren nicht zu bezahlen und die Umwelt zu verschmutzen. Im Bergbausektor sind zudem Gruppen der Organisierten Kriminalität aktiv. Dieses Jahr griffen bewaffnete Banden Aquila mehrfach an, drei Mitglieder der Selbstverteidigungsstruktur „Guardia Comunal“ wurden am 12. Januar 2023 erschossen. Die beiden verschwundenen Menschenrechtsverteidiger haben in der Vergangenheit direkte Drohungen seitens des Bergbauunternehmens und bewaffneter Gruppen erhalten.
„Die deutsche Bundesregierung sollte über ihre Kommunikationskanäle mit mexikanischen Behörden und Regierungsvertreterinnen dringend darauf hinwirken, dass Ricardo Lagunes Gasca und Antonio Díaz Valencia lebend wieder gefunden und die Umstände ihres Verschwindens aufgeklärt werden“, sagt Françoise Greve, Koordinatorin der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko. „Auch sollte sich die deutsche Regierung für den uneingeschränkten Schutz von Menschenrechtsverteidigern einsetzen.“ Mexiko befindet sich in einer tiefgehenden Menschenrechtskrise. Mehr als 110.000 Personen gelten als gewaltsam verschwunden. Die Sicherheitslage ist in vielen Regionen verheerend. Menschenrechtsverteidiger sind häufig Drohungen und Gewalt ausgesetzt.