Dom Reginaldo Andrietta
Der Bischof der Arbeiter

Seit seiner Jugend engagiert sich der brasilianische Bischof José Reginaldo Andrietta für gerechte Chancen von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt. Angesichts von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit ist das nötiger denn je.

Bischof Reginaldo Andrietta unterwegs mit dem 18-jährigen Maisverkäufer Octávio Teixeira de Silva in der Favela Heliopolis in Sao Paulo.
Foto: Florian Kopp

Der Einsatz von Bischof Reginaldo Andrietta kennt keine Grenzen. Persönlich vor Ort oder online mit seinem iPad begleitet der Sechzigjährige die kleinen, aber landesweit aufgestellten Arbeiterorganisationen. Als Sohn eines Schreiners in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, verspürte er früh die „Lust auf Engagement in Kirche und Gesellschaft“.

Sein religiöses Leben führte ihn zuerst in ein Favela-Projekt, wo Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter unter prekären Bedingungen lebten. „Dort verstand ich, dass die Lebensbedingungen das Ergebnis der Arbeitsverhältnisse waren“, sagt Bischof Andrietta. Sprich: Die niedrigen Löhne erlaubten den Familien nicht, in Würde zu leben. Fortan engagierte er sich in der Ausbildung von Arbeitnehmenden, die über kirchliche Basisgemeinden und Gewerkschaften aktiv in die gesellschaftlichen Gestaltungsprozesse eingreifen.

Bischof Reginaldo Andrietta im Gespräch mit Noemia de Oliveira Mendonça, Leiterin des Kulturzentrums „Espaco Cultural“.
Foto: Florian Kopp

„Im Dienste des Gemeinwohls“

Seine Leidenschaft gilt der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), für die er in Süd-, Mittel- und Nordamerika, Afrika sowie Europa arbeitete. Auch seit er im Juli 2016 für drei Jahre zum Arbeiter-Bischof der brasilianischen Kirche ernannt wurde, stehen Jugendliche im Fokus seines Wirkens. „Jugendliche haben meist Lust, eine andere Realität zu schaffen, haben Ideen, etwas an ihrer Situation zu ändern.“ Nur wüssten sie oft nicht, wie. Die CAJ biete ihnen dafür den institutionellen Rahmen.

Trotz der Nähe zur Arbeiterpartei PT zog es Andrietta nie in die Politik. „Der politische Kampf beschränkt sich ja nicht auf Parteiaktivitäten.“ Ihm gehe es um eine ganzheitliche Sicht des Menschen. Als Bischof der Diözese Jales wählte er zum Amtsantritt 2016 deshalb den Leitspruch „Boni Communis Ministerium“ (Im Dienste des Gemeinwohls), „für mich ein politisches, aber auch christliches und kirchliches Motto auf dem Weg zum Reino de Deus, dem Reich Gottes auf Erden“.