Papst Franziskus ruft zum Einsatz gegen Klimawandel auf
Fortsetzung von Laudato si´ veröffentlicht
Papst Franziskus sieht die Welt angesichts der Klimakrise an einem Wendepunkt. Einmal mehr fordert er die Menschheit nachdrücklich zum Handeln auf.
Papst Franziskus setzt sich schon viele Jahre für den Schutz unseres „gemeinsamen Hauses“ ein. Hier bei einem Besuch des Adveniat-Geschäftsführers Pater Martin Maier. Foto: Vatican Media
Papst Franziskus hat die Menschheit dazu aufgerufen, rasch und umfassend gegen die Erderwärmung vorzugehen. In einem „Apostolischen Mahnschreiben“ fordert der Papst von den Regierungen, von den Unternehmen und den einzelnen Menschen, rasch die notwendigen Schritte zu ergreifen, um eine Ausweitung der Klimakatastrophen zu verhindern. Das Schreiben „über die Klimakrise“ mit dem lateinischen Titel „Laudate Deum“ (Lobt Gott) wurde am Mittwoch veröffentlicht und ist an „alle Menschen guten Willens“ gerichtet.
Skeptikern an der Theorie der Erderwärmung hält der Papst in dem Text entgegen, der menschengemachte Ursprung des Klimawandels könne „nicht mehr bezweifelt werden“. Dabei richtet sich Franziskus auch an Kritiker in der eigenen Kirche: „Ich sehe mich gezwungen, diese Klarstellungen, die offenkundig erscheinen mögen, aufgrund bestimmter abschätziger und wenig vernünftiger Meinungen vorzunehmen, die ich selbst innerhalb der katholischen Kirche vorfinde.“
Gegen sogenannte Klimaleugner in der Kirche und außerhalb argumentiert der Papst: „Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor.“
Mit Blick auf mögliche Gegenargumente heißt es im Text: „Es stimmt, dass nicht jede einzelne Katastrophe automatisch auf den globalen Klimawandel zurückgeführt werden kann. Es ist jedoch nachweisbar, dass bestimmte von der Menschheit verursachte Veränderungen des Klimas die Wahrscheinlichkeit immer häufigerer und intensiverer Extremereignisse deutlich erhöhen.“
Zugleich wendet er sich gegen eine Deutung der Ereignisse als anstehenden Weltuntergang. „Bestimmte apokalyptische Diagnosen erscheinen oft wenig vernünftig oder unzureichend begründet“, erklärt er, schränkt dann aber ein: „Dies sollte uns nicht dazu verleiten, zu ignorieren, dass die reale Möglichkeit besteht, dass wir einen kritischen Punkt erreichen.“
Ausführlich spricht der Papst in dem Dokument, das als „Fortsetzung“ seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ von 2015 angekündigt war, von den Welt-Klimakonferenzen (COP). Auf die Klimakonferenz 2015 in Paris, bei der weltweit verbindliche Ziele zur Reduzierung der Erderwärmung vereinbart wurden, hatte die Enzyklika des Papstes seinerzeit einen gewissen Einfluss gehabt.
Der Papst bewertet die Konferenzen seit 1992 in dem Text unterschiedlich und lobt besonders die von Paris. Über das für diesen Spätherbst in Dubai geplante Treffen schreibt Franziskus: „Wenn wir auf die Fähigkeit des Menschen vertrauen, über seine kleinen Interessen hinauszugehen und im Großen zu denken, können wir nur hoffen, dass die COP28 zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen führt, die einer dauerhaften Überwachung unterliegen. Diese Konferenz kann ein Wendepunkt sein.“
So setzt sich Adveniat gegen Umweltzerstörung und Klimawandel ein
Unser Partner im Einsatz für das Überleben der indigenen Völker und gegen die fortschreitende Umweltzerstörung ist das kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazónica). Darin bündeln Kirchen aus acht Ländern Lateinamerikas ihre Arbeit. Adveniat hat im vergangenen Jahr mit mehr als 3,2 Millionen Euro Projekte im Amazonasgebiet gefördert.
Der Papst argumentiert in dem rund zwölf Seiten langen Schreiben meist naturwissenschaftlich, politisch – und auch volkswirtschaftlich. So schreibt er: „Diese Situation hat nicht nur mit der Physik oder der Biologie zu tun, sondern auch mit der Wirtschaft und unserer Weise, sie zu verstehen. Die Logik des maximalen Profits zu den niedrigsten Kosten, verschleiert als Rationalität, als Fortschritt und durch illusorische Versprechen, macht jede aufrichtige Sorge um das gemeinsame Haus und jede Sorge um die Förderung der Ausgestoßenen der Gesellschaft unmöglich.“
Franziskus spricht sich dagegen aus, Mensch und Natur als getrennt voneinander zu betrachten. Der Mensch müsse „als Teil der Natur betrachtet werden. Das menschliche Leben, die Intelligenz und die Freiheit sind in die Natur eingebettet, die unseren Planeten bereichert, und sie sind Teil seiner inneren Kräfte und seines Gleichgewichts.“
Theologische oder moralische Ausführungen gibt es nur an wenigen Stellen. So heißt es im letzten Kapitel unter Rückgriff auf ein Zitat der Enzyklika von 2015: „Wir müssen anerkennen, dass das menschliche Leben ohne andere Lebewesen nicht verstanden und nicht aufrechterhalten werden kann. Es gilt, ‚dass sämtliche Geschöpfe des Universums, da sie von ein und demselben Vater erschaffen wurden, durch unsichtbare Bande verbunden sind und wir alle miteinander eine Art universale Familie bilden, eine sublime Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen, liebevollen und demütigen Respekt bewegt‘.“ (KNA/Ring-Eifel)