María Lourdes Álvarez
Ein Leben um zu helfen
Die Psychologin Álvarez hat die Hilfe für Bedürftige auf der Flucht zu ihrer Lebensaufgabe gemacht.
María Lourdes Álvarez arbeitet in der Sozialpastoral des Bistums Apartadó, die vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt wird.
Foto: Hans-Maximo Musielik
María Lourdes Álvarez hat eine besondere Gabe. Sie gibt den Migrantinnen und Migranten, die in der kolumbianischen Stadt Necoclí stranden, schon nach wenigen Minuten das Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit. Wenn sie verzweifelt sind, Hilfe benötigen oder einfach ein Ohr zum Zuhören, dann ist die Psychologin da. Die 51-Jährige arbeitet in der Sozialpastoral des Bistums Apartadó, die vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt wird. Lourdes Álvarez kann Menschen die Hoffnung zurückgeben. Und dieses Talent ist in Necoclí besonders gefragt. Denn die Flüchtenden haben harte Zeiten hinter sich und noch härtere vor sich, wenn es durch den Darién-Dschungel nach Mittelamerika geht.
Die emotionale Hilfe steht im Vordergrund. Es geht aber auch um verlorene Pässe und gestohlenes Geld. Mittagessen wird ausgeteilt und am Strand werden Desinfektionstabletten für Wasser verteilt. „Die Arbeit mit den Flüchtenden lässt einen manchmal hilflos zurück, wenn man sieht, was Menschen an Leid auf sich nehmen, um eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien zu finden“, sagt Lourdes Álvarez. Als Psychologin kennt sie auch die Grenzen ihrer Arbeit. „Ich kann viel helfen, aber einen Zauberstab habe auch ich nicht.“
Aber sie mobilisiert immer wieder ihre Kräfte, weil ihr Lebensmotto klar ist: „Wer nicht lebt, um zu helfen, hat seine Aufgabe verfehlt.“ Schon im Alter von 20 Jahren habe sie die Berufung zur Trösterin und Helferin verspürt. Die habe sie vermutlich von ihrem Vater geerbt, einem sehr katholischen und wohlhabenden Viehzüchter. „Ich fühle eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, etwas von dem zurückzugeben, was ich bekommen habe.“
Neben ihrer Arbeit mit den Migranten kümmert sich Lourdes Álvarez auch in der psychologischen Beratungsstelle „Centro de escuchas“ in Apartadó um Menschen in seelischen Notlagen. Die Betreuung der Flüchtenden direkt am Strand von Necoclí ist jedoch die größte Herausforderung. „Denn bei den Migrantinnen und Migranten ist es oft so, dass es kaum eine Lösung gibt, wobei sie doch nur eins wollen: ein würdiges Leben.“
Text: Hans-Klaus Ehringfeld
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Flucht trennt. Hilfe verbindet.
Einer von fünf Migrantinnen und Migranten weltweit kommt aus Lateinamerika. Verfolgung, Gewalt und Hunger zwingen Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Familien werden auseinandergerissen. Flüchtende verlieren auf den gefährlichen Routen ihr Leben. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat versorgt mit seinen Projektpartnerinnen und Projektpartnern vor Ort Flüchtende mit Lebensmitteln und Medikamenten, bietet in sicheren Unterkünften Schutz und ermöglicht mit Ausbildungsprojekten die Chance auf einen Neuanfang. Unter dem Motto „Flucht trennt. Hilfe verbindet.“ ruft die diesjährige bundesweite Weihnachtsaktion der katholischen Kirche die Menschen in Deutschland zur Solidarität auf: für die Chance der Flüchtenden in Lateinamerika und der Karibik auf ein menschenwürdiges Leben.