Karawane in Mexiko schließen sich
weiter Flüchtende an

Von Kathrin Zeiske

Aus Protest gegen unhaltbare Bedingungen sind 4.000 Migrantinnen und Migranten in Mexiko in Richtung Norden aufgebrochen. Adveniat-Projektpartnerinnen und –partner helfen den Menschen, die sich zu einer Karawane zusammengeschlossen haben.

Tausende Menschen sind in Mexiko auf dem Weg gen Norden. (Symbolbild): Adveniat/Florian Kopp

Vergangenen Montag machte sich erneut eine Karawane aus der mexikanischen Grenzstadt Tapachula auf. Die Menschengruppe trägt ein weißes Kreuz mit der Aufschrift: „Freiheit ist Leben – Stillstand mein Tod“ vor sich her. Seit Wochen und Monaten warten sie vergeblich auf ihre Anerkennung als Asylsuchende. Einen Monat zuvor hatten fast 6.000 Menschen vor dem Büro der mexikanischen Asylbehörde COMAR protestiert. Einige versuchten in ihrer Verzweiflung, die Einrichtung zu stürmen und wurden von Polizei und Nationalgarde gestoppt.

Da sich die USA immer stärker abschotten und die Asylverfahren unter Präsident Joe Biden vollständig digitalisiert wurden, stellen immer mehr Geflüchtete aus aller Welt einen Asylantrag in Mexiko. Waren es 2022 bis zum Monat September über 86.000 Personen gewesen, ist diese Zahl in diesem Jahr auf fast 113.000 gestiegen. Die Hälfte der Anträge wird dabei in Tapachula gestellt, durch die die Überlandstraße Panamericana führt, die Mittel- mit Nordamerika verbindet. Da die Herbergen in der Grenzstadt überfüllt sind, leben viele Menschen auf der Straße.

Nicht die erste Karawane in Mexiko

Vor vier Jahren schrieben die ersten Karawanen durch Mexiko Geschichte: Im Jahr 2019 brachen erstmals Menschen aus Mittelamerika geschlossen und unter den Augen der Öffentlichkeit Richtung Norden auf. Anstatt klandestin in kleinen Gruppen und Familienverbänden zu reisen, hofften sie, sich so vor Überfällen durch Kriminelle, Entführungen durch Kartelle und Abschiebungen durch die Migrationspolizei zu schützen.

Ziel der Karawanen ist es auch, durch den öffentlichen Druck die Ausstellung von Transitpapieren für die Reisenden zu erreichen. Als südliches Nachbarland nimmt Mexiko auch aus den USA abgeschobene Personen auf, zu deren Herkunftsländer die Vereinigten Staaten keine diplomatischen Beziehungen pflegen. Gleichzeitig versuchen Menschen aus der Karibik, Mittel- und Südamerika sowie sämtlichen Ländern der Welt, über den Landweg die USA zu erreichen. Dieses Jahr wurden in Mexiko bis Oktober 500.000 Personen ohne Papiere festgenommen, mehr als im gesamten vorangegangenen Jahr.

So setzt sich Adveniat für Flucht und Migration ein

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat versorgt mit seinen Projektpartnerinnen und Projektpartnern in ganz Mexiko Flüchtende mit Lebensmitteln und Medikamenten und bietet in sicheren Unterkünften Schutz. Mit der diesjährigen Adveniat-Weihnachtsaktion „Flucht trennt. Hilfe verbindet.“ macht das Hilfswerk auf die Situation von Migrantinnen und Migranten in Lateinamerika und der Karibik aufmerksam.

Strukturelle Ursachen für Flucht und Migration bekämpfen

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte erst Ende Oktober zehn lateinamerikanische Staatsoberhäupter zu einem Gipfeltreffen eingeladen, um gemeinsam den strukturellen Ursachen für Flucht und Migration entgegenzuwirken. In ihrem Abschlussdokument mahnten die Versammelten aber auch die wirtschaftlichen Sanktionen der USA gegen Staaten wie Kuba und Venezuela an. In diesen Ländern hat die Knappheit von Lebensmitteln und Medikamenten durch das Embargo der USA verstärkt zu einem Exodus geführt. Währenddessen fordern Nichtregierungsorganisationen an der mexikanischen Süd- und Nordgrenze staatliche und internationale Unterstützung bei der Grundversorgung von Geflüchteten in den Transitstädten.

Die Karawane, die mindestens zur Hälfte aus Frauen und Kindern besteht, pausiert seit Mittwoch in der Gemeinde Huixtla. Dort warten die Familien aus Mittelamerika, Kuba und Venezuela auf die Ausstellung von Reisegenehmigungen durch die mexikanische Migrationspolizei. Währenddessen sind weitere 500 Geflüchtete aufgrund der unhaltbaren Bedingungen aus Tapachula aufgebrochen, um sich der Karawane auf dem Weg Richtung Norden anzuschließen.

Am 22.11.2023 findet um 19:30 Uhr mit Kathrin Zeiske, der Autorin des vorliegenden Artikels, eine Online-Lesung statt. Sie liest aus ihrem neuen Buch „Ciudad Juárez – Alltag in der gefährlichsten Stadt der Welt“. Die Veranstaltung ist kostenfrei.