„Wir wollen die Welt verändern“

„Hier jugendlich zu sein, bedeutet mit vielen Herausforderungen konfrontiert zu werden: Unsicherheit, Hunger, Armut, Gewalt“, sagt Padre Juan Goicochea. Deswegen setzt er sich für sie ein. Und so engagieren sich die Jugendlichen seiner Pfarrei in einem der ärmsten Stadtteile von Lima sozial.

Sahily Moreno besucht bedürftige Familien in Lima. Foto: Adveniat/Mareille Landau

Ihre Turnschuhe versinken im Sand, die Sonne brennt auf der Haut. Sahily Moreno stapft über einen schmalen Pfad auf einer Düne über Perus Hauptstadt Lima. Vor ihr ein Meer aus Hütten. Manche mit Pappwänden, andere bunt gestrichen, alle mit Wellblechdach und von einer dicken Staubschicht bedeckt. Irgendwo dort unten, wo die Straßen asphaltiert sind, steht das Haus, in dem die 22-Jährige mit ihren Eltern wohnt. Hier oben ist nichts asphaltiert. Hierhin kommt niemand einfach so.

Auch Sahily Moreno hat einen Auftrag: Familienbesuche. In ihrer Pfarrei, Cristo Misionero del Padre, leben die meisten der rund 80.000 Mitglieder in extremer Armut. Häufig ohne Strom, Wasserversorgung, Zugang zu Bildung und dem Gesundheitssystem. So wie Maria Farroñar, die mit ihren jüngsten drei Töchtern in einem Raum aus Pappe und Wellblech wohnt. Sahily Moreno hat Wasser mitgebracht. Denn oft haben die vier tagelang keins.

Durch ihr Engagement weiß Sahily Moreno, wie gut sie es hat. Sie hat ihre beiden Eltern, kann studieren und hat einen Job. Am Wochenende leitet sie die Jugendgruppe der Pfarrei. „Viele glauben, Jugendliche seien egoistisch. Aber motivierst du uns nur ein wenig und gibst uns Chancen, wollen wir die Welt verändern“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Sie und „ihre“ 40 Jugendlichen verteilen Essenskörbe an Bedürftige, helfen bei der Hausarbeit, passen auf Kinder auf. Dabei treffen sie auf viele schwere Schicksale.

Padre Juan Goicochea unterstützt Jugendliche, die in Armut aufwachsen. Foto: Adveniat/Mareille Landau

Seine Energie steckt an

„Vielen Jugendlichen hier geht es schlecht, aber noch mehr geht es noch schlechter. Durch das Engagement erkennen sie, dass sie etwas verändern können. Auch ihre eigene Geschichte“, sagt Padre Juan Goicochea, der selbst täglich Mitglieder seiner Pfarrei besucht, sich Sorgen anhört und Lösungen findet. Als während der Pandemie Coronaerkrankte in seiner Pfarrei erstickten, weil sie nicht an Sauerstoff kamen, hat der Priester kurzerhand eine Sauerstoff-Abfüllanlage aufgebaut – mit Unterstützung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Noch immer kommen Menschen dorthin, um sich für wenig Geld Sauerstoffflaschen auffüllen zu lassen. Inmitten des Staubs sind Lungenkrankheiten keine Seltenheit.

Die Coronapandemie habe die Pfarrei stark verändert, berichtet Padre Juan. „Gewalt und Kriminalität haben stark zugenommen, ebenso die Fälle von extremer Armut. Diese Menschen brauchen aber nicht nur Lebensmittel, sie leben auch in unmenschlichen Verhältnissen.“ Durchlöcherte Dächer, keine richtigen Wände, kein Schutz. „Wir wollen den Ärmsten ihre Würde wiedergeben, damit sie gesünder und sicherer leben können“, sagt Padre Juan und motiviert mit seiner Energie eine ganze Reihe von ehemaligen Firmlingen, die Dächer reparieren und Wasser Hügel hinauf schleppen.

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„Glaubt an uns – bis wir es tun!“

Jugendliche in Lateinamerika und der Karibik erleben täglich Armut, Gewalt und Perspektivlosigkeit. Viele haben die Hoffnung auf eine sichere und gute Zukunft verloren. Adveniat und die lokalen Projektpartnerinnen und –partner glauben jedoch an sie und schaffen sichere Orte, wo Jugendliche Perspektiven entwickeln können. Kunst- und Kulturangebote, Workshops und Stipendien ermöglichen ihnen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und Kirche und Gesellschaft aktiv zu gestalten.