Hilfe für Geflüchtete in Lateinamerika
„Kleine Inseln der Hoffnung“
Die Weihnachtsaktion steht in diesem Jahr unter dem Motto „Flucht trennt, Hilfe verbindet“. Im Interview mit dem Domradio erklärt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Martin Maier, wieso das Thema im Fokus steht.
Ein venezolanisches Mädchen im Essensausgabezentrum in Necoclí, Kolumbien. Hier beginnt für die Flüchtenden die Flucht durch den Darién, eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. (Foto: Adveniat/Musielik)
Warum sollte jetzt zu Weihnachten gerade Adveniat eine große Aufmerksamkeit gelten?
Pater Maier: In Lateinamerika leben immer noch viele Menschen in Armut, im Elend. Ein brennendes Problem ist die Flucht. In Lateinamerika sind Millionen von Menschen auf der Flucht und versuchen nach Norden in die USA zu kommen.
Adveniat hat dieses Jahr den Fokus vor allem auf diese flüchtenden Menschen in diesem tödlichen Flaschenhals zwischen Kolumbien und Panama gelenkt.
Wo liegen bei Ihnen genau die Schwerpunkte?
Pater Maier: Unser Kompass für die Projektarbeit ist die Option für die Armen. Wir möchten den Menschen zur Seite stehen, die in Lateinamerika in Elend leben und deren Menschenwürde nicht gewährleistet ist. Und das sind vor allem die Flüchtenden. Die UNO hat die Zahl von 108 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, veröffentlicht.
Fast jeder fünfte Mensch davon, kommt aus Lateinamerika. In diesem Jahr haben über 500.000 Menschen versucht, durch den gefährlichen Darién-Dschungel zwischen Panama und Kolumbien nach Norden zu kommen. Wir können mit unseren Projektpartnern und Partnerinnen sowohl in Kolumbien als auch in Panama den Menschen Nothilfe leisten.
Hauptgeschäftsführer von Adveniat Pater Martin Maier SJ
Viele Menschen, die hier in Deutschland spenden möchten, denken, die Spende sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Stimmt das?
Pater Maier: Jede Spende ist ein Tropfen, der Menschen ganz konkret hilft. So kommen sie zu einer warmen Mahlzeit, zu einem Dach über den Kopf oder zu medizinische Hilfe.
Wir sind in Kolumbien auch dabei, mit der Caritas zusammen ein Haus für die Flüchtenden zu bauen. Es gibt ein Meer von Problemen in Lateinamerika, aber wir können mit den Spenden kleine Inseln der Hoffnung schaffen.
Was bietet Adveniat noch für Unterstützung an?
Pater Maier: Es sind untragbare Zustände in der Region. Darauf hat auch Papst Franziskus in dem Mittagsgebet am vergangenen Sonntag hingewiesen. Da ist er auch ganz konkret auf diesen tödlichen Flaschenhals von Darién eingegangen. Wir versuchen an den Fluchtursachen anzusetzen.
Aus Venezuela sind in den vergangenen zehn Jahren über 8 Millionen Menschen geflohen, bei einer Bevölkerung von 29 Millionen. Warum? Weil sie nichts zu essen haben, weil es an der medizinischen Grundversorgung fehlt. In einem wichtigen Projekt, das wir mit drei Diözesen stemmen, helfen wir dabei, die medizinische Grundversorgung aufzubauen.
Welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es denn sonst noch?
Pater Maier: Ganz wichtig für Adveniat ist die Weihnachtskollekte. Daher kommt der größte Teil unserer Spenden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, von zu Hause aus online zu spenden. Es gibt auch die Möglichkeit, Geschenke in Form von Spenden zu übermitteln, wenn man beispielsweise ein Fest, eine Hochzeit oder einen Geburtstag feiert.
Das hilft uns, den Bedürftigsten, den Flüchtenden in Lateinamerika zu helfen. Die Weihnachtsgeschichte ist zu einem Teil auch eine Fluchtgeschichte. Die Heilige Familie musste sich sehr schnell nach der Geburt des Kindes auf die Flucht begeben. Von daher ist das auch ein weihnachtliches Thema, denen, die heute auf der Flucht sind, zur Seite zu stehen.
Das Interview führte Oliver Kelch vom Domradio