Der Papst will die Welt retten
Adveniat zu fünf Jahre Laudato si‘
Mit seiner Sozial- und Umweltenzyklika Laudato si‘ hat Papst Franziskus sich bereits vor fünf Jahren für die bedrohte Schöpfung und die bedrohten Völker eingesetzt. Für Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz ein wichtiges und prophetisches Zeichen. Denn „nach den verheerenden Waldbränden treibt der rechtsextreme brasilianische Präsident Jair Bolsonaro nun im Schatten der Corona-Pandemie rücksichtslos die Abholzung und Ausbeutung des größten verbliebenen zusammenhängenden Regenwaldes der Welt voran“.
„Der Papst will die Welt retten!“ Das ist für den Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Michael Heinz die Mission von Papst Franziskus. „Mit seiner Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si‘ hat er vor fünf Jahren alle Menschen guten Willens weltweit eingeladen, unser gemeinsames Haus, unseren wunderbaren Planeten mit allen Kräften zu bewahren.“ Wie sehr der Papst damit am Puls der Zeit ist, zeige die aktuelle Situation im Amazonasgebiet auf dramatische Weise. „Nach den verheerenden Waldbränden treibt der rechtsradikale brasilianische Präsident Jair Bolsonaro nun im Schatten der Corona-Pandemie rücksichtslos die Abholzung und Ausbeutung des größten verbliebenen zusammenhängenden Regenwaldes der Welt voran“, kritisiert Adveniat-Chef Pater Heinz. Umso wichtiger, dass sich mit Papst Franziskus eine weltweit anerkannte Stimme für die bedrohte Schöpfung und die bedrohten Völker einsetze, die im Einklang mit der Natur leben.
Der Amazonas:
Lunge der Erde und Opfer wirtschaftlicher Interessen
Die Rodungen in Gebieten indigener Völker haben amazonasweit in den ersten vier Monaten 2020 um 59 Prozent zugenommen. Für den Amazonaswald ist das leider keine neue Situation. Die 1964 an die Macht gekommene Militärdiktatur rief zur Erschließung des Gebietes auf. Der Plan sah vor: tausende Kilometer lange Fernstraßen, die neu errichtete Städte mitten im Urwald verbinden, riesige Staudämme, die Energie für die Siedler und die angesiedelten Industrien liefern sollten und die systematische Besiedlung durch Landwirte aus Süd- und Nordostbrasilien.
Hier finden Sie einen ausführlichen
Die Gründung des kirchlichen Amazonas-Netzwerks Repam, die Besuche indigener Völker oder die Amazonas-Synode 2019 stehen dem Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Heinz zufolge für die Kontinuität, mit der Franziskus dieses Thema verfolge. Er sei auch stets bereit, dafür zu streiten: „Er legt sich mit der Wirtschaft an, indem er in Laudato si‘ die ‚ökologische Schuld‘ für die Erderwärmung einer wirtschaftlich erzeugten Wegwerfkultur anlastet, die Pflanzen, Tiere und Menschen weltweit existentiell bedroht. Er legt sich mit der Politik an, indem er eine echte politische Weltautorität fordert anstelle eines politischen Flickenteppichs, deren Akteure von multinationalen Konzernen gegeneinander ausgespielt werden. Und er legt sich mit so manchem in der Kirche an, indem er die kirchliche Skepsis und Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnis überwindet und den wissenschaftlichen Konsens einer menschengemachten Erderwärmung als Grundlage seines Redens und Handelns macht“, erklärt der Adveniat-Chef Pater Heinz.
Die ausgebeutete Schöpfung steht in Flammen
Für den Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks hat Papst Franziskus in Laudato si‘ in prophetischer Weise „die Überzeugung, dass in der Welt alles miteinander verbunden ist“, neu ins Bewusstsein gerufen. Und das in einer Welt, die sich global gibt, aber zu oft spaltend wirkt. In der am 24. Mai 2015 erschienenen Umwelt- und Sozial-Enzyklika habe Papst Franziskus den Schutz von Umwelt und Klima mit dem Einsatz für die Armen, die Jugend und die indigenen Völker in unübertroffener Weise zusammengedacht. „Die Armen, die Indigenen und auch die Jugend in den Mittelpunkt zu stellen, das ist für Papst Franziskus keine Floskel“, ist Pater Heinz überzeugt. „Ob als Erzbischof von Buenos Aires oder als Papst in Rom – er lebt immer bescheiden an der Seite der Armen und setzt sich politisch für die Bekämpfung von Armut und Not ein.“ Mit der Amazonas-Synode im vergangenen Oktober habe Papst Franziskus die indigenen Völker und ihre Lebenswelt in das Zentrum der Kirche und damit der Weltöffentlichkeit gerückt. „Am Ende hat er die Option für die Armen und die Jugend, wie sie die lateinamerikanischen Bischöfe formuliert haben, um die der Indigenen erweitert“, so Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Heinz. Mit seinem Satz: „Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung“, habe er bereits vor fünf Jahren bewiesen, wie sensibel er die Anliegen der Jugend begreife und aufnehme.
Pater Michael Heinz ist Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Foto: Martin Steffen
„Die politisch und wirtschaftlich Mächtigen hören dagegen bis heute nicht den Schrei der Jugend, die beispielsweise in Form der Fridays-for-Future-Bewegung seit eineinhalb Jahre auf der Straße, in den sozialen Netzwerken sowie auf politischen Veranstaltungen auf Veränderungen drängen. Sie hören nicht den Schrei der Armen, die während der aktuellen Corona-Pandemie nur die Wahl zwischen Ansteckung und Hunger haben. Und sie hören nicht den Schrei der geschundenen und ausgebeuteten Schöpfung, die im Zuge der menschengemachten Erderwärmung am Amazonas und in Australien zuletzt im wahrsten Sinn des Wortes in Flammen stand“, kritisiert Adveniat-Chef Pater Michael Heinz.
Der Papst traut auch uns zu, mit ihm die Welt zu retten!
„Aber so wie Papst Franziskus immer wieder die Systemfrage stellt und auf einen Wandel drängt, so ruft er auch jeden Einzelnen zur Umkehr hin zu einem neuen Lebensstil“, erklärt Pater Heinz. Der Papst rufe in seinem Schreiben Laudato si‘ zu einer „Erziehung zur Umweltverantwortung“ auf und fordere beispielsweise den Verbrauch von Plastik und Papier zu vermeiden, den Wasserverbrauch einzuschränken, Abfälle zu trennen, Lebewesen sorgsam zu behandeln, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, Bäume zu pflanzen. „All das gehört zu einer großherzigen und würdigen Kreativität, die das Beste des Menschen an den Tag legt. Etwas aus tiefen Beweggründen wieder zu verwerten, anstatt es schnell wegzuwerfen, kann eine Handlung der Liebe sein, die unsere eigene Würde zum Ausdruck bringt.“ Papst Franziskus schätze diese vermeintlich kleinen Anfänge des Einzelnen wert, während er es „unwürdig“ nennt, immer wieder neue „Formen der Ausplünderung der Natur“ zu schaffen, „nur um neue Möglichkeiten des Konsums und der unmittelbaren Rendite zu bieten“. Der Papst macht deutlich: Seinen Lebensstil zugunsten der Umwelt und der Mitmenschen zu ändern, ist Ausdruck der wahren menschlichen Würde. Für Adveniat-Chef Pater Heinz zeigt sich daran, wie hoch Franziskus von jedem einzelnen Menschen denkt: „Er traut auch uns zu, mit ihm die Welt zu retten!“