Advent-Lexikon
Erklärungen und Wissenswertes

Die in der Adventszeit beleuchtete Kirche in dem Ort Villa Pinzón, Kolumbien. Foto: Adveniat

Die in der Adventszeit beleuchtete Kirche in dem Ort Villa Pinzón.
Die in der Adventszeit beleuchtete Kirche in dem Ort Villa Pinzón, Kolumbien. Foto: Adveniat
Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts lässt sich in Gallien und Spanien eine zunächst dreiwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten beobachten (lat. adventus domini, Ankunft des Herrn), die sich durch eifrigen Gottesdienstbesuch und Askese (Fasten, gute Werke) auszeichnet. Entstanden sein dürfte der Advent unter orientalischem Einfluss als Vorbereitungszeit auf die Taufe.

Nach Gregor von Tours (+ 594) hat Bischof Perpetuus von Tours (+ 491) eine vierwöchige Adventfastenzeit nach dem Vorbild der österlichen Fastenzeit eingeführt, die im Laufe der Jahrhunderte auch auf sieben Wochen ausgedehnt wurde, beginnend nach Martini. Martini wurde zu einem Schwellenfest.

Seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts galt in der gallischen Liturgie das Adventsfasten allgemein; pastoral akzentuiert waren Buße und Umkehr. Von den heute vier Adventsonntagen hat der dritte, mit der alten Bezeichnung „Gaudete“, eine besondere Bedeutung, weil er liturgisch schon von Weihnacht geprägt ist. An diesem Sonntag darf der Priester „Rosa“ als liturgische Farbe tragen.

Im 6. Jahrhundert lässt sich das Begehen des Advents auch in Rom nachweisen, allerdings wohl sechs Sonntage umfassend, was Papst Gregor I. (+ 604) zur Kürzung auf vier Sonntage veranlasste. Erst die dem Konzil von Trient (1545–1563) folgenden Liturgiebücher schrieben den Advent gesamtkirchlich vierwöchig vor.

© Manfred Becker-Huberti

Der Adveniat-Adventskalender erklärt, was im Advent besonders wichtig ist.

Die Zeit des Wartens auf ein ersehntes Ereignis kann lang werden, vor allem für Kinder, die noch keinen Zeitbegriff haben. Für sie ist ein objektives Instrument gedacht, an dem man klar ablesen kann, wie die Zeit verstreicht und wie lange man noch warten muss: Ein Kalender, bei dem man jeden Tag schon etwas „auspacken“ darf, das sich hinter dem Türchen verbirgt, obwohl dies nicht immer so war.

Geschichte des Adventskalenders
Von evangelischer Seite wurde um 1850 der moderne Adventskalender entwickelt, der vom 1. bis zum 24. Dezember begleitet und nicht die vier Adventsonntage wie der Adventskranz, sondern den Kalendermonat zur Berechnungsgrundlage nimmt. Türchen gab es bei den ersten Kalendern noch nicht, dafür waren die Methoden jedoch umso kreativer. Die damaligen „modernen“ Adventskalender des 19. Jahrhunderts erprobten das „Abstreichen“ oder „Abreißen“ der 24 Werk- und Sonntage durch Kreidestriche, Abrisskalender, stückweise Abbrennen von Kerzen mit aufgeklebter Tageszählung, Weihnachtsuhren und Weihnachtsleitern (mit Stufen für jeden Tag).

Urheber heutiger Adventskalender
Urheber der gedruckten Kalender mit Türchen, die im Gegensatz zum Adventskranz je einem einzelnen Kind gehören, scheint der Münchner Verleger Gerhard Lang zu sein, der 1908 die ersten Exemplare druckte. Diese Adventskalender, die sich vielfach bloß als „Weihnachtskalender“ verstanden, gerieten durch die Nazis von der christlichen Symbolik ab und hin zur Darstellung von Geschenken oder Märchenmotiven.

Kommerzialisierung
Die Entdeckung der Adventskalender durch die Süßwarenindustrie hat den Prozess der Entchristlichung der Kalender keineswegs aufgehalten. Der Weg durch den Advent ist mit „Kalorienbomben“ gepflastert, das ersehnte Fest wird zum Liefertermin von durch die Werbung propagierten Geschenken. Hinter jedem Türchen verstecken sich eine Schokoladentafel, Weingummi oder andere Süßwaren. Zum Sinn des Advents und des Weihnachtsfestes findet sich auf diesen „süßen“ Kalendern kaum etwas.

Neue Ideen für Adventskalender
Gedruckte evangelische oder katholische Adventskalender, die Kindern helfen wollen, den Advent bewusst als Vorbereitungszeit auf Weihnachten zu erleben, sind zwar in der Minderzahl, aber vielfach von hoher pastoraler und pädagogischer Qualität. Daneben gibt es stets neue und interessante Einfälle, die Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf Weihnachten, den Advent, zu gliedern. Jüngere Beispiele suchen neue bzw. alte Wege. Denn man kann sich gut von den ersten Kalendern inspirieren lassen und andere Formen suchen als die Klassischen mit Türchen. Einen Adventskalender kann man backen, z.B. indem man einen Teig wie einen Tannenbaum auf der Tischfläche formt und in 24 einzelne Stückchen teilt, die jeweils nummeriert und verziert werden. Andere haben einen ganzen Wohnort in einen Kalender verwandelt. Zu jedem Tag finden sich an einer anderen, zu suchenden Stelle ein Motiv und die Teillösung einer Aufgabe, die erst am 24. Dezember abgeschlossen ist. Es gibt Gemeinden, wo man sich an jedem Nachmittag eines Adventtages bei einer anderen Familie versammelt, um bei Tee oder Schokolade zu singen oder eine Vorlesegeschichte zu hören.

© Manfred Becker-Huberti

Ein Kind zündet am Adventskranz beim Wortgottesdienst in Chotepe, Honduras, eine Kerze an. Foto: Adveniat

Das seit dem 19. Jahrhundert bekannte Aufstellen oder Aufhängen von Adventkränzen, heute meist in den Farben Rot und einem Tannengrün, ist ein Brauch „halbsakralen Charakters“. Zumindest im deutschsprachigen Raum ist es zu einer flächendeckenden „Bildgebärde“ der Adventzeit geworden. Der erste Kranz wurde am ersten Advent 1839 aufgehängt und bestand aus einem Wagenrad und 23 Kerzen. Der evangelische Pfarrer und spätere Berliner Oberkonsistorialrat Johann Hinrich Wichern (1808-1881) nutzte den Kranz in seinen Adventsandachten, um Kindern das Warten und die Vorfreude auf Heilig Abend anschaulich zu machen. Denn der Adventskranz hing im Betsaal des „Rauen Haus“ in Hamburg-Horn, einer 1833 von Pfarrer Wichern gegründeten Anstalt zur Betreuung gefährdeter Jugendlicher.

Ursprünglicher Zweck des Adventskranzes
Am 1. Advent wurde auf einem Tannenkranz eine erste Kerze entzündet, und dann jeden Tag eine mehr, so dass am Heiligen Abend 24 Kerzen brannten. Die Farben waren dabei zunächst Weiß und Rot. An Sonntagen wurde eine große weiße Kerze angezündet und an jedem weiteren Tag kam eine rote Kerze hinzu. Der Advent sollte durch die Adventkerzen immer mehr Licht geben und in Christus, dem Licht des Weihnachtsfestes, münden. Das Tannengrün stellt die Farbe des Lebens dar und weist auf Christi Geburt hin.

Entwicklung hin zur heutigen Form
Die Form des ursprünglichen Adventkranzes mit 24 Kerzen bot Schwierigkeiten, weil Kränze dieser Größe nicht leicht herzustellen und zu gebrauchen waren. Ihr Vorbild waren die großen kreisrunden Leuchter in romanischen Kirchen (Aachen, Hildesheim …). Alternativen, Adventgestelle oder sogar Adventbäumchen, wurden von den Menschen nicht angenommen. Erst als man auf die Idee kam, statt einer Kerze pro Tag nur eine Kerze pro Adventsonntag, also vier, zu nehmen, erhielt der Adventkranz die heutige Form und setzte sich – von Norden nach Süden – als ein Element für Gruppen (Familie, Gemeinde, Schule …) durch.

Übernahme durch die katholische Kirche
Nach dem Ersten Weltkrieg begann der Adventkranz überkonfessionell zu werden, denn seine Symbolik vertrug sich durchaus mit den liturgischen Vorgaben der katholischen Kirche. Das Licht als Bild für Christus, die Tannenzweige als Hinweis auf Christi Geburt. Manchmal variiert in katholischen Kirchen der Adventkranz gegenüber der evangelischen Vorgabe, besonders bei den Farben der Kerzen: Nur drei Kerzen sind violett, eine ist rosa gefärbt. Die Farbe Violett statt Rot wurde gewählt, da früher die Wochen vor Weihnachten als Bußzeit galten und die Farbe der Umkehr Violett ist. Das Rosa steht für ein helleres Violett und soll, die Vorfreude symbolisieren. Daher wird die rosa Kerze am Sonntag „Gaudete“(Freuet Euch!), dem 3. Adventsonntag, angezündet, dem Tag, an dem auch der Priester deshalb ein rosafarbenes Messgewand tragen darf.

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Barbarazweig der Kornell-Kirsche. Foto: „simply“ von Erich Ferdinand unter CC-Lizenz: CC BY 2.0

Eines der kirchlichen Feste, die in die Adventszeit fallen, ist der Barbaratag am 4. Dezember, an dem Barbarazweige abgeschnitten werden. Barbara von Nikomedia ist eine Heilige, die als Märtyrerin starb. Der Barbaratag ist daher in der Kirche ein Gedenktag. Christen in aller Welt gedenken an diesem Tag der heiligen Barbara, die sich im 3. Jahrhundert zum Christentum bekannte und dafür von ihrem eigenen Vater hingerichtet wurde. Sie besuchte heimlich eine Gruppe Christen, trotz der Christenverfolgung durch den Kaiser, und kam dort zum Glauben. Der Vater versuchte sie zunächst einzusperren. Alle Versuche blieben erfolglos und bestärkten nur ihren Glauben. Der Legende nach verfingen sich auf ihrem Weg ins Gefängnis einige Kirschzweige in ihren Kleidern, die sie daraufhin mit in ihr Verließ nahm. Am Morgen ihrer Hinrichtung standen die Zweige in voller Blüte – ein Symbol für das Leben nach dem Tod.

Frieden und Wohlstand für das Haus
In Gedenken an dieses Ereignis ist es heute Brauch, am 4. Dezember die Zweige eines Obstbaumes ins Haus zu holen und sie in einer Vase mit Wasser an einem warmen Ort aufzustellen, bis er in voller Blüte steht. Mit etwas Glück blühen sie pünktlich zum Weihnachtstag und bescheren der Familie Frieden und Wohlstand für das kommende Jahr. Diese Zweige sind bekannt als Barbarazweige.

Ein Familienfoto der Familie Manghesi an ihrem Christbaum am Haus in Sanagasta, Argentinien. Die ganze Familie baut an der Weihnachtskrippe mit. Foto: Adveniat.

In allen Kulturen und Religionen symbolisiert der Baum das Leben. Deshalb sind Bäume Göttersitze, befinden sich heilige Orte in Hainen, entstehen Gerichtslinde und Maibaum. Dies ist auch kein Wunder, wenn man die gewaltigen Bäume betrachtet, die mehrere Meter hoch sind und Zuhause und Schatten bieten. Immergrüne Bäume und Zweige im Winter (Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe, Buchsbaum, Ilex, Mistel, Stechginster, Wacholder, Efeu, Kronsbeere, Rosmarin) symbolisieren das Wiedererwachen der Natur. Schon in vorchristlicher Zeit war Grün Garant der Hoffnung, dass die Natur wieder erwacht, nach den grauen Monaten ab November, bis das Sonnenlicht wieder herrscht. Dämonische Vorstellungen verbanden sich mit diesem Grundgedanken: Die Lebenskraft der immergrünen Pflanzen sollte die Dämonen verscheuchen und gute Geister beherbergen.

Vorgänger des Christbaums im Mittelalter
Im Mittelalter schmückte man Häuser und Kirche von Advent bis Lichtmess mit grünen Zweigen und immergrünen Girlanden („weyenacht meyen“). Die der ganzen Natur durch Christus zukommende Hoffnung, die in die dunkle, kalte und unerlöste Welt gekommen war, wurde damit verdeutlicht. Beim Krippenspiel wird in der Kirche ein immergrüner Baum als „Paradiesbaum“ aufgestellt, von dem an der dramaturgisch bestimmten Stelle die „Frucht“ gepflückt wurde.

Zunehmende Verzierung der Christbäume
Mit den Jahren wurde der Paradiesbaum immer schmucker: (vergoldete) Nüsse, Festgebäck und Süßigkeiten machten die „paradiesische“ Funktion des Baumes für die Gläubigen deutlich. In „Silber“papier und in „Gold“papier eingewickelte Früchte dieses Baumes sind so zu den Vorlagen für Christbaumkugeln und Christbaumschmuck geworden. Am Ende der Weihnachtszeit, dem 6. Januar, durfte der Paradies- bzw. Christ- oder Weihnachtsbaum geplündert oder „abgeblümelt“ werden, d.h. die Früchte wurden „geerntet“.

Große Bedeutung für evangelische Christen
Der Christbaum galt sehr bald in evangelischen Familien als weihnachtliches Symbol „rechtgläubiger“ Protestanten. Er wurde zum konfessionellen Gegensymbol der Weihnachtskrippe. Im 18. Jahrhundert, als die Weihnachtsfeiern zunehmend zu Familienfesten wurden, wandert der Christbaum fast konsequenterweise mit in die Wohnungen auch der einfacheren evangelischen Menschen. 1748 wurde der erste Weihnachtsbaum in Amerika bei Siedlern in Pennsylvanien aufgestellt. Eingeführt haben ihn die nach Amerika „vermieteten“ hessischen Soldaten.
Heute sind die Christbäume meist so wichtig, dass sie schon im November gekauft und aufgestellt werden, statt erst kurz vor Weihnachten, um sich länger daran zu erfreuen.

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Während der Weihnachtsfeiertage finden viele Krippenspiele statt. Dargestellt wird die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesu handelt. Auf diesem Bild hält Maria das Christuskind im Arm. Zwei Engel stehen neben ihr. Foto: Adveniat

Als Christkind wird heute meist eine Erfindung Martin Luthers bezeichnet, die Ersatzfigur für den heiligen Nikolaus als Gabenbringer für arme Kinder sein soll, eben „das Christkind“. Ob damit tatsächlich der Neugeborene zum heimlichen Gabenbringer an Weihnachten werden sollte, ist fraglich. Verwirrend wird es dazu, wenn der Weihnachtsmann als Symbolfigur des Schenkens auftritt. Dieser geht aber ebenfalls auf den heiligen Nikolaus von Myra zurück und Coca-Cola manifestierte nur die Farben.

Vielen Kindern wird heute die Geschichte vom Christkind erzählt, das im Dezember, am Heilig Abend, umhergeht und Geschenke bringt. Manchmal wird das Christkind dabei mit Glöckchen ausgestattet und kleinen Flügelchen.

Das Christkind – Mensch und Gott zugleich
Das eigentliche Christkind ist aber der von der Jungfrau Maria in Betlehem geborene Sohn Gottes mit Namen Jesus. Unfassbares Charakteristikum dieses Vorgangs ist nicht nur, dass ein Mensch einen Gott zur Welt bringt, sondern auch, dass dieser Gott ganz Mensch und ganz Gott ist. Seine Menschlichkeit zeigt sich in seiner Teilnahme an der Armut seiner Familie. Er wird nicht in einem Palast, wohl aber in einem Stall oder einer Höhle geboren. Sein Menschsein zeigt sich auch darin, dass er sich selbst nicht helfen kann, sondern auf seine Mutter angewiesen ist, die ihn stillt, wärmt und sauber hält, eben genauso wie alle anderen Kinder auf der Welt. Seine Göttlichkeit zeigt sich im Heer der Engel, ihrem Musizieren, dem Erscheinen der Magier aus dem Osten, die seinem Stern gefolgt sind und im tödlichen Hass des Königs Herodes, der um jeden Preis einen möglichen Konkurrenten aus dem Weg räumen lassen will, wie es in der Weihnachtsgeschichte beschrieben ist.

Intention der Darstellungen des Christkindes
Gott wird Mensch, um sich selbst zum Opfer zu bringen. Diese Zielrichtung des Lebens Jesu ist kein Ergebnis seiner Lebensweise, sondern göttlicher Plan schon vor seiner Geburt. Weihnachten wird damit zu mehr als die Geschichte vom Nikolaus, oder Abkupferungen wie der Weihnachtsmann und die Zeit im Dezember zu einer besinnlichen Zeit zur Vorbereitung auf den Heilig Abend.

© Manfred Becker-Huberti

Kerzen sind ein wichtiges Symbol in der Adventszeit. Foto: Adveniat.

Das Licht hatte in einer Zeit, als die Kerze der normale Lichtspender war, nicht nur die vordergründige Bedeutung von Helligkeit, sondern symbolisch auch von Reinheit. Nach jüdischer Tradition steht das Kerzenlicht für Körper und Seele. Die Flamme ist die Seele, weil sie immer nach oben strebt. Kerze und Flamme zusammen versinnbildlichen den Menschen. Die Symbolik der Kerze flackert zwischen Beleuchtung und Erleuchtung.

Die Kerze als Zeichen der Verehrung
Von hier versteht sich auch das christliche Kerzenopfer, das Aufstellen einer Kerze zur Verehrung Gottes oder eines Heiligen: Die Kerze steht sinnbildlich für den Beter. Seine Verehrung richtet sich nach oben, an Gott. Wenn der Beter längst gegangen ist, bleibt die Kerze als sein Stellvertreter zurück. Und dabei verhält sie sich, wie ein Christ: Sie spendet anderen Licht und Wärme, dabei opfert sie sich selber auf, bis nichts mehr von ihr vorhanden ist. Keine Kerze existiert nur für sich, sondern sie gewinnt nur dann Sinn, wenn sie sich für andere aufzehrt.

Farbsymbolik
Die Farbe einer Kerze kann auf den Spender oder auf den Zweck verweisen: Weiße Kerzen stehen für Männer, rote für Frauen, schwarze Kerzen waren Wetterkerzen, geweihte Kerzen, die bei Gewitter angezündet wurden. Der Brauch, in einem Trauerhaus sieben Tage lang ein Licht brennen zu lassen, wird erstmals in der jüdischen Literatur des 13. Jahrhunderts erwähnt. Wie weit hier ein Zusammenhang mit dem ewigen Licht auf christlichen Gräbern besteht, ist nicht geklärt.

Sonderformen
Neben den normalen Gebrauchskerzen von früher und heute gibt es spezielle Kerzen, z.B. jene, die auf den Christbaum gesteckt werden und heute meist durch elektrische Kerzen ersetzt sind. Und es gibt Sonderformen für besondere Anlässe: Jedes Jahr wird eine neue Osterkerze aufgestellt, die durch ihr Licht bezeugt: Hinter dem Tod wartet das Leben. Besondere Kerzen für einen jeden Menschen sind auch seine Taufkerze, die Kerze zur Erstkommunion und natürlich die Hochzeitskerze, nicht zu vergessen die Sterbekerze, die dem Sterbenden als Licht der Hoffnung scheint.

„Darstellung des Herrn“
Heute hat das Fest „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar wieder seinen alten Namen zurück erhalten. Früher hieß dieser Tag „Maria Lichtmess“, eine Bezeichnung, die noch vielen Menschen geläufig ist. In alten Zeiten war dies der Tag, an dem man den Jahresbedarf seiner Kerzen in die Kirche brachte, um sie segnen zu lassen. Kerzenlicht war für unsere Vorfahren nicht bloß ein Beleuchtungsmittel.

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Gottesdienst in der Adventszeit in einer Kirche in Mexiko. Foto: Adveniat

In der katholischen Kirche kennzeichnen fünf liturgische Farben das Kirchenjahr, hinzukommen zwei „inoffizielle“ Farben. Letztere sind Rosa und Blau.

Rosa darf (aber muss nicht!) der Priester am vierten Fastensonntag „Laetare“ (Freue Dich!) und am dritten Adventsonntag „Gaudete“ (Freuet Euch!) tragen. Die Farbe Rosa, sozusagen als helleres Violett soll die Wirkung der Vorfreude auf das bevorstehende Fest steigern.

Blau gilt als Marienfarbe und darf bei Marienfesten verwendet werden.

Die Farbe Grün wird an normalen Tagen des Kirchenjahres, in der Kirche getragen. Sie symbolisiert die Hoffnung, von der das Leben getragen wird. Schwarz ist die Trauerfarbe, die früher stets bei Trauergottesdiensten eingesetzt wurde und heute vielfach durch Weiß ersetzt wird.

Weiß drückt die (Auferstehungs-) Freude aus und Licht, Friede und Freude. Bei allen Herrenfesten wird Weiß getragen. Rot dagegen trägt der Priester oder Bischof bei den Festen der Märtyrer und Aposteln sowie an Pfingsten (Feuerzungen!).

Violett (umgangssprachlich oft Lila, dies ist jedoch ein gebrochenes helleres Violett) symbolisiert Buße, Umkehr und Besinnung und ist deshalb die Farbe der Fastenzeit. Das gilt nicht nur für die österliche Fastenzeit, sondern auch für den Advent, der eigentlichen Fastenzeit, weil er der Vorbereitung auf Weihnachten dient. Nach alter Tradition ist der 24.12. als Gedenktag von Adam und Eva nicht nur Fast-, sondern auch Abstinenztag, womit das Fleisch für diesen Tag von der Menükarte gestrichen ist. Die beiden heilswichtigen Ereignisse, Erbsünde und Erlösung, werden im kirchlichen Festjahr in Kontrast gesetzt: Der 24.12. erinnert mit Fasten und Abstinenz an die Erbsünde und der 25.12. dann an die Geburt des Erlösers. Alles Violette wird in der Kirche durch Weiß abgelöst.

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Diese selbstgebaute Krippe befindet sich im Haus einer Familie in Argentinien. Zu sehen sind das Jesuskind, Ochs und Esel und weitere Figuren. Foto: Adveniat.

Ochs und Esel, die im kanonischen biblischen Bericht nicht vorkommen, gehören zur „Grundausstattung“ jeder Krippendarstellung. Sie sind nicht nur an die Krippe gestellt worden, um den realen Ort, eine Höhle oder einen Stall als Unterstand für das Vieh, zu kennzeichnen, sondern weil sie darüber hinaus Symbolcharakter haben. Bei Jesaja 1,3 heißt es: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ Die Christen haben diese Textstelle des Alten Testamentes auf Jesus bezogen, sie entsprach dem theologischen Denken: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1, 11). Der Esel steht für die Juden, der Ochse für die Heiden. Beide haben ihren Ort an der Krippe, beide sind gleichberechtigt berufen, Volk Gottes zu sein. Das Volk Gottes ist der Grund der Menschwerdung Gottes und deshalb von Anfang an symbolisch anwesend. Der Esel als Tier der Demut ist gleichzeitig Metapher für Jesus Christus, der sich als Gott so klein macht, wie der kleinste abhängige Mensch. Der Ochse als das alttestamentliche Opfertier verweist auf den Opfertod Jesu am Kreuz.

Älter als die Darstellung Marias auf dem Liegebett (griech. kline) mit dem Jesuskind in der Krippe daneben, später auch mit Josef, ist die Darstellung der Krippe, hinter der Ochs und Esel stehen. Die Krippe mit dem Kind und mit Ochs und Esel ist die älteste Geburtsdarstellung. Ochs und Esel stehen so hinter der Krippe, dass sich ihr Atem überkreuzt, also das Kreuzzeichen bildet. Damit wird die Bestimmung dieses Kindes, das als Mann am Kreuz den Tod der Erlösung sterben wird, ausgedrückt.

© Manfred Becker-Huberti

In Essen hat der Nikolaus die Fahrgäste der Ruhrbahn mit fair gehandelten Schoko-Nikoläusen beschenkt. Mehr erfahren: Der Nikolaus in der Straßenbahn

Wer Augen hat, zu sehen, entdeckt auch hinter dem Weihnachtsmann, dem verweltlichten Bruder des hl. Nikolaus, den jung gebliebenen, alten, immer jungen heiligen Bischof mit seiner stets aktuellen Botschaft. Denn die hat sich in Legenden und Brauchtum erhalten. Nikolaus wird immer noch als Heiliger verehrt, auch wenn sein Bild übertüncht wird durch die Kommerzialisierung des Weihnachtsmannes als Geschenke-Onkel.

Der historische Nikolaus
Wir wissen heute, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit einen Nikolaus als Bischof von Myra in Kleinasien im 5. oder 6. Jahrhundert gegeben hat. Wann genau er gelebt hat, kann niemand mehr belegen. Dieser Heilige gewann schon früh eine derart überragende Bedeutung, dass ihm die Apostelgleichheit zuerkannt wurde. Ein bulgarisches Sprichwort sagt sogar: „Wenn Gott stirbt, dann wählen wir den heiligen Nikolaus zu seinem Nachfolger!“

Der heilige Nikolaus als Schenker
Der heilige Nikolaus wurde zum Heiligen der Kinder. Er schenkt unerkannt und heimlich, so wie er in einer seiner Legenden drei Mädchen durch das „Einwerfen“ von ererbtem Gold vor Schande bewahrt. Er legt als Heiliger seine Geschenke in ein „Nikolaus-Schiff.“ Das ist ein von Kindern gebastelter Gabenteller, der erst später durch Stiefel, Schuh, Strumpf oder Teller ersetzt wurde. Entstanden ist das „Schiffchensetzen“, ein seit dem 15. Jahrhundert bekannter Brauch, durch das Schifferpatronat des Heiligen. In einer seiner Legenden rettet er nämlich Bootsfahrer. Nikolauskirchen finden sich daher in fast allen See- und Binnenhafenstädten.

Bräuche bei Katholiken und Protestanten
Das Kinderbeschenken durch einen Heiligen, das auch im Hause Martin Luthers gepflegt wurde, war reformationstheologisch aber fragwürdig: Weil die Heiligenverehrung abgeschafft wurde, durfte natürlich auch die Kinderbeschenkung die Heiligen nicht mehr populär machen. Martin Luther erfand deshalb das Christkind, das nun zu Weihnachten die Kinder bescherte. Aber die reformierten Niederländer widersetzten sich. Sie feiern bis heute Nikolaus und bescheren immer noch an diesem Tag. Gleiches taten die Katholiken, bis im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert eine Brauchangleichung stattfand: Das „Christkind“ wurde „katholisch“ und der Christbaum zog in die katholischen Häuser ein, dafür fand die Weihnachtskrippe Zugang in evangelischen Familien.

Veränderung des Brauchtums
In der Zeit der Gegenreformation war das mittelalterliche Nikolausspiel zum Einkehrbrauchtum umgeformt worden: Nikolaus besucht seitdem höchstpersönlich die Kinder einer Familie zu Hause und befragt sie, ob sie ihre Gebete verrichteten, ausreichendes religiöses Wissen besitzen und brav waren. „Liebe“ Kinder erhalten Geschenke, „bösen“ droht die Ermahnung. Der Nikolaus-Begleiter mit Namen „Knecht Ruprecht“ kommt meist mit dem Heiligen, liegt aber als „schwarzer Mann“ an einer Kette. Er symbolisiert das Böse, das Teuflische, das dem Guten dienen muss.

Säkularisierung
Die evangelischen Niederländer, die sich ihren heiligen Nikolaus von Luther nicht hatten nehmen lassen, importierten ihn in die Neue Welt. Aus Sinter Klaas wurde Saint Claus und schließlich Father Christmas, den die Coca-Cola-Werbung in ihren Hausfarben Rot-Weiß populär machte. In diesem Outfit wurde er nach dem Ersten Weltkrieg nach Europa reimportiert und mutierte hier zum Weihnachtsmann. Dieser säkularisierte Nikolaus hatte im 19. Jahrhundert aber auch seinen deutschen Vorläufer: „Herrn Winter“, einen alten Mann mit Kapuze, Weihnachtsbaum und Geschenken. Als Väterchen Frost machte dieser Typ im „Ostblock“ Karriere. Hier konnte er den Brauchbedarf befriedigen, war aber von den christlichen Festquellen gekappt.

In der Kooperation vom BDKJ-Stadtverband Köln und dem Lateinamerikahilfswerk Adveniat laden wir ein, in die Fußstapfen des hl. Nikolaus zu treten und diesen darzustellen.
Teilnehmer der Nikolausschule vom BDKJ-Stadtverband Köln und Adveniat treten in die Fußstapfen des hl. Nikolaus. Mehr Infos: Nikolausaktion

Teilnehmer der Nikolausschule vom BDKJ-Stadtverband Köln und Adveniat treten in die Fußstapfen des hl. Nikolaus. Mehr Infos: Nikolausaktion

Rückbesinnung auf den heiligen Nikolaus
Was ist geblieben? Der heilige Bischof hat es heute schwer. Sein kommerzieller Widerpart hat nach wie vor Konjunktur. Aber: Wenn die Menschen des Weihnachtsmannes längst überdrüssig sein werden, ist der heilige Nikolaus noch lange nicht reif für den Schrottplatz der Frömmigkeit. Er ist als Patron zahlloser Kirchen, Kapellen, Altäre und Orte überall gegenwärtig. Es hat eine Besinnung eingesetzt, die den heiligen Nikolaus wieder zu entdecken sucht.

Die Bedeutung des Schenkens zu Nikolaus
Vielleicht gelingt es wieder, mehr Menschen das zu erschließen, was Nikolaus so faszinierend gemacht hat: Dieser Bischof ist einer, der anderen vormachte, wie man heilig wird. Besitz dient ihm nicht zur Repräsentation oder als Machtfaktor, sondern ist für ihn Geschenk Gottes, das dann Früchte bringt, wenn man es weitergibt. Schenken heißt bei Nikolaus: den Weg zu Gott frei räumen. Geschenkt wird nur vordergründig materiell – eigentlich wird das ewige Leben geschenkt. Und unsere Nikolausgeschenke sollen ein wenig an diese Art des Schenkens erinnern. An diesem Tag soll für den Beschenkten und den Schenker der Himmel ein wenig die Erde berühren.

„Heilig“ umfasst bei Nikolaus auch noch das körperliche Heilsein. Der Schenkende erledigt keine religiösen Pflichten, kauft sich nicht Anerkennung oder Liebe, er gibt einen Teil von sich – und das ohne „Quellenangabe.“ Je mehr der verweltlichte Nikolaus als Weihnachtsmann zum simplen Kaufanreiz verzweckt wird, desto reizloser wird sein Image.Was könnte unsere Zeit mehr gebrauchen als eine Leitfigur, die jeder Käuflichkeit widerspricht?

© Manfred Becker-Huberti

Das Schenken zu Weihnachten hat nach wie vor Konjunktur, aber es ist ein wenig in Verruf gekommen. Den meisten von uns ist ein Unbehagen beim Schenken anzumerken. Warum schenken wir eigentlich? Was hat Schenken für einen Sinn?

Es mag vielleicht erstaunen: Aber das Schenken zu Weihnachten hat keine alte Tradition. In katholischen Gegenden gab es vor kurzem noch alte Menschen, die erzählen können, dass in ihren Kindertagen zwar zu Weihnachten gefeiert, aber nicht geschenkt wurde. Bei den Katholiken wurde zum Nikolausabend beschert. Martin Luther hat erst das Schenken zu Weihnachten eingeführt und genau deshalb haben die Katholiken diese Sitte nicht übernommen. Mit seiner Theologie vertrug es sich nicht, dass Heilige verehrt wurden und sich deren Popularität noch dadurch steigerte, dass an ihren Festen Kinder beschenkt wurden. Der Reformator hat deshalb den Schenktermin von Nikolaus auf Weihnachten verlegt und zusätzlich den „Schenkenden“ ausgetauscht: Statt dem Heiligen Nikolaus bescherte nun das „Christkind“.

Tradition der Kinderbescherung am Nikolausabend
Die Kinderbescherung am Nikolausabend hatte sich im Mittelalter eingebürgert, als der heilige Nikolaus zu einem ungeheuer populären Heiligen wurde – was er in der Ostkirche noch heute ist. Das Schenken am Fest des heiligen Nikolaus machte Sinn, denn in der uralten Legende des Heiligen aus dem 5./6. Jahrhundert wird berichtet, dass der Heilige einen Vater und seine drei Töchter, die dieser nicht standesgemäß verheiraten konnte, dadurch rettete, dass er ihnen nachts unerkannt aus seinem eigenen ererbten Vermögen Gold in ihr Haus warf, so dass die jungen Frauen vor dem Elend bewahrt wurden. Aufgrund dieser Legende bildete sich traditionell das Schenken zu Nikolaus als geheimes Schenken aus: Über Nacht kommt Nikolaus ungesehen und füllt Teller, Strümpfe oder Schuhe mit kleinen Geschenken für Kinder. Auch als die Reformation den Schenktermin verlegt und eine neue Schenkfigur eingeführt hatte, blieb ein Phänomen erhalten: das heimliche Schenken und damit die Rückführung des Schenkens auf einen übermächtigen Dritten.

Die besondere Form des Schenkens führt zum Sinn des Schenkens. Unsere Vorfahren haben deshalb heimlich zu Nikolaus die Kinder beschenkt, weil sie ihre Geschenke stellvertretend gaben: in Stellvertretung für den Heiligen Nikolaus. Und sie haben in dieser Form geschenkt, weil auch schon der heilige Nikolaus selbst heimlich geschenkt hat. Nikolaus schenkte ebenfalls stellvertretend: Sein Geschenk sollte auf den verweisen, der ihm diese Hilfe, diese Gnade, ermöglichte, nämlich Gott selbst. Nikolaus verzichtete auf sein Erbe, weil er sein Erbe als Geschenk begriff, mit dem er Gutes tun sollte. Gott hat durch Nikolaus geholfen. Schenken bedeutete für Nikolaus: Menschen erfahren, teilhaben lassen am Reich Gottes. Das Geschenk des Heiligen war letztlich eben nicht das Gold, das er gab, sondern die physische und die geistige Freiheit, die er den jungen Frauen erwarb. Religiös ausgedrückt: Nikolaus hielt den drei Frauen den Weg in den Himmel offen, weil er sie mit seinem Geschenk vor der Prostitution bewahrte.

Schenken zu Nikolaus vollzog die Legende nach, war ein „Nikolausspiel“, in dem die Menschen erfuhren, Gott will uns Gutes. Dabei ging es eben nicht um besonders kostbare und möglichst viele Geschenke, sondern um die diesen Geschenken zugrunde liegende Symbolik: Ich bin nicht vergessen, ich bin geliebt als Kind Gottes.

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Der Stern von Bethlehem. Bild: Designed by Freepik

Nach Mt 2, 1 ff. erklärten die Magier (= Heilige Drei Könige): „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Dieser Stern war ihnen Signal und Wegweiser.

Naturwissenschaftlicher Nachweis des Sterns von Betlehem
Heutige Theologen gehen mehrheitlich nicht mehr von der Historizität der Magiererzählung aus und sehen sich daher auch nicht gezwungen, das Phänomen des Sterns von Betlehem naturwissenschaftlich als Supernova, Komet oder Jupiter-Saturn-Konjunktion auszudeuten.

Bedeutung des Sternenkults
In der Antike galten Sterne als vernunftbegabte Lebewesen, die sich um die Welt sorgten. Oft wurden sie als Götter verehrt, weshalb sich konsequenterweise die Astrologie entwickelte. Im Rahmen dieser Vorstellungen entstand der – aus heutiger Sicht – Aberglaube, wonach das Schicksal eines jeden Menschen von dem Stern abhängig sei, unter dem er geboren wurde. Unter den Juden war der Sternenkult später verpönt (vgl. Dt 4, 19), aber ihnen und den Kirchenvätern galt er für die Heiden, damit sie „nicht gänzlich gottlos würden und gänzlich zugrunde gingen … Er war ein Weg, der ihnen gegeben worden war, damit sie sich durch die Verehrung der Gestirne zu Gott emporarbeiten sollten“ (Clemens von Alexandr., Strom VI, 110, 3ff.).

Symbolik der Sterne
Die Grundsymbolik der Sterne besteht darin, Abbild jener göttlichen Idee zu sein, nach der die Schöpfung sich um Gott bewegt, seinen Willen erfüllt. Die Sterne zeigen: Gott ist Mitte der Schöpfung, alles Leben kreist um ihn. Der moabitische Seher Balaam hatte prophezeit: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel“ (Nm 24, 17) – deshalb auch die Bezeichnung Jakobsstern. Diese auf Jesus Christus hin gedeutete Weissagung erhebt ihn zum König: „Stern“, „Sonne“ und „Sonnenaufgang“ sind Begriffe, die in der Antike das Königtum verdeutlichen. Der neu aufgegangene Stern signalisiert aber nicht nur den neuen König, den Messias, sondern führt die Heiden – auf die ihnen angemessene Art – zur Krippe, wo sie vor Gottes Sohn anbetend niederknien, ihn durch symbolhafte Geschenke – Gold, Weihrauch, Myrrhe – als Messias verehren.

Christus als Stern
Der Stern, der den Weg zur Krippe weist, ist nach alter christlicher Tradition Christus selber. Er wird als achteckiger Stern dargestellt und galt als frühchristliches Symbol für Christus. Der Märtyrerbischof Ignatius von Antiochien formuliert: „Christus im Geheimnis der Menschwerdung ist selbst der Stern … Mit dem eignen Licht weist er also auf sich selber hin“ (Ambr. in Luc. II, 45). Diese Deutung wird in der Kunst aufgenommen, die den Stern der Magier mit Christusmonogramm, Kreuz oder der Christusgestalt verbindet. Die Domherren der Kölner Kathedrale, die die Reliquien der heiligen Dreikönige aufbewahrt haben, tragen bis zum heutigen Tag den Stern an einer Amtskette als Zeichen ihrer Würde.

© Manfred Becker-Huberti

Gottesdienstbesucher/innen singen zusammen mit Blick auf die Weihnachtskrippe während des Gottesdienstes in Sanagasta, Argentinien.

Das Weihnachtslied hat nicht nur eine lange Geschichte mit vielen Entwicklungsstufen durchgemacht, sondern – wie viele andere religiöse Bräuche auch – seinen Ursprung in der Liturgie. Seit dem 3. Jahrhundert sind für Weihnachten spezielle Hymnen und Responsorien nachgewiesen, die aber wiederum ältere Vorlagen haben.

Weihnachtslieder im Mittelalter und der frühen Neuzeit
Schon die Gesänge des Mittelalters und der frühen Neuzeit waren dialogisch angelegt: Sie waren Wechselgesänge, hatten Strophen und Refrains. Vor, während und nach der Reformation wurden in den Kirchen Krippenspiele aufgeführt, die mit Liedern angereichert waren, die die Gemeinde mitsang.

Das Kindelwiegen
Das Kindelwiegen (Kindleinwiegen) gehörte im Mittelalter zur festen Einrichtung der Weihnachtszeit. Ungeklärt ist, ob er von den Frauenklöstern ausgegangen ist. In der Kirche war eine Krippe aufgestellt, in der eine Christkindfigur lag (Fatschenkind). Das „liturgische Szenario“ beschreibt der Straubinger Humanist Thomas Kirchmayr in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Er erzählt von Mädchen und Jungen, die vor einem auf den Altar gelegten hölzernen Christkind tanzten und „zierlich“ herumsprangen. Die Erwachsenen begleiteten die von den Kindern gesungenen Weihnachtslieder mit Händeklatschen. Zu entsprechenden Weihnachtsliedern, die in Melodie, Rhythmus und Wort dazu passten, wurde das Jesuskind in seiner Wiege gewiegt (Wiegenlieder). Es war z.T. auch üblich, das Christkind in der Kirche durch alle Reihen wandern zu lassen. Man nahm die das Christkind darstellende Puppe in den Arm und wiegte sie wie ein Kleinkind und reichte sie dann an den Nachbarn weiter.

Weihnachten fand in der Kirche statt; nicht die einzelne Familie, sondern die Gemeinde der Christen feierte gemeinsam. Übrig geblieben aus dieser Zeit sind die weihnachtlichen Wiegelieder und die Krippe, die sich dann noch zu einer dreidimensionalen statischen Inszenierung ausweitete.

Entwicklung von der Reformation bis heute
Die aufkommenden reformatorischen Weihnachtslieder wenden sich ab von den kirchlichen Krippenfeiern und ihren Elementen und hin zu einer familienzentrierten besinnlichen Feier. Im 19. Jahrhundert entsteht eine eigene weihnachtliche Hausmusik. Die Jugendbewegung prägt dann eine neue Art des Weihnachtsliedes, ehe die Nationalsozialisten das Weihnachtslied zu vereinnahmen suchen. Ein ganz eigenes Spektrum haben die Weihnachtslieder aufgetan, die heute Kindergarten- und Schulkinder ansprechen: Schnee, Lichtsymbolik, Geschenke und ein mystisch-märchenhaftes Umfeld bilden ein auch für Nichtchristen betretbares Feld. Leicht kann dabei aber das christliche Proprium des Weihnachtsfestes verloren gehen.

Kommerzielle Weihnachtslieder
In den USA seit den 30/40er Jahren, in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg, entwickelt sich ein eigener kommerzieller Weihnachtsliedermarkt: Klassische Weihnachtslieder, neue auf alt, alte auf neu getrimmt, Popsongs und der „Weihnachtsrap“ – für jeden Geschmack bieten diese standardisierten abspielbaren Fassungen etwas an. Daneben, fast unbemerkt von den Massen, entwickeln sich als zartes Pflänzchen seit 1945 aber auch neue Weihnachtslieder, die die „alte“ Weihnachtsbotschaft neu zu fassen suchen.

© Manfred Becker-Huberti

Der Ursprung
Märkte in der Vorweihnachtszeit dienten einmal dazu, die Dinge zu kaufen, die man für den Winter und die in dieser Zeit liegenden Feiertage für den Haushalt, den Stall oder die Werkstatt brauchte. Im 14. Jahrhundert wurde das vorweihnachtliche Angebot erweitert: Es kam der Brauch auf, zusätzlich Handwerkern wie zum Beispiel Spielzeug­machern, Korbflechtern, Zuckerbäckern u.a. zu erlauben, Verkaufsstände auf dem Marktplatz zu errichten. Hinzu kamen bald auch andere Anbieter, z.B. Bauern, die in arbeitsfreien Zeiten Spielzeug oder Weihnachtsbaumschmuck herstellten und auf den Weihnachtsmärkten verkauften, um ihre Haushaltskasse aufzubessern. Diese Märkte fanden meist um die Mitte des Advents statt und dauerten etwa eine Woche oder begrenzten sich auf ein oder zwei Sonntage.

Die Märkte verloren ihren praktischen Charakter und gewannen Erlebniswert
Schon damals wurde auch das leibliche Wohl der Marktbesucher berücksichtigt: Es gab geröstete Kastanien, Nüsse und Mandeln zum Schnabulieren. Im 14. bis 17. Jahrhundert waren die Weihnachtsmärkte wohl kaum ein Wirtschaftsfaktor, die mit ihrem Umsatz das Bruttosozialprodukt steigerten. Sie hatten nicht den Erlebniswert heutiger Weihnachtsmärkte, sondern dienten schlicht der Beschaffung notwendiger Utensilien.

Im 18. und 19. Jahrhundert war die Attraktivität der Weihnachtsmärkte dahin und zahlreiche Märkte wurden aufgegeben. Erst im 20. Jahrhundert, als die Weihnachtsmärkte nicht mehr der bloßen Beschaffung von Utensilien dienten, sondern einen eigenen Erlebniswert erhielten, der Unterhaltung und dem Vergnügen dienten, stabilisierten sich diese Märkte nicht nur, sondern entstanden in weiteren Städten, auf Burgen, Klöstern und Museen. Neben den Bastlern, die früher schon das kommerzielle Angebot ergänzten, erschienen nun auch gemeinnützige und karitative Organisationen mit Angeboten.

Ein deutsches Kulturgut
Zu den bekanntesten Weihnachtsmärkten gehören der Nürnberger Christkindlesmarkt (seit dem 17. Jahrhundert belegt), der Münchener Christkindlmarkt (1310 erstmals erwähnt) und der Dresdner Striezelmarkt (1434). Allein der Nürnberger Christkindlesmarkt verzeichnet zurzeit rund zwei Millionen Besucher pro Jahr. Die Weihnachtsmärkte gelten heute als „typisch deutsch“, weshalb sie vor allem Menschen aus dem benachbarten Ausland anziehen: Niederländer, Belgier, Franzosen und Briten stellen im Westen Deutschlands große Besucherkontingente, die mit Bussen als Tagesgäste anreisen, um die „deutsche Weihnachtsromantik“ vor Ort zu erleben. Und weil die so attraktiv zu sein scheint, werden „echt deutsche Weihnachtsmärkte“ inzwischen zum Beispiel auch in London aufgebaut und betrieben.

Weil die modernen Weihnachtsmärkte fast ausschließlich nur noch Event-Charakter haben, treffen sie den Geschmack des Publikums und weiten die Zeit ihres Auftritts immer weiter aus. War der Montag nach dem Totensonntag, also der letzte Montag vor der Adventzeit, einmal der früheste Starttermin für Weihnachtsmärkte, hat die Konkurrenz der Städte untereinander dazu geführt, dass die Weihnachtsmärkte zum Leidwesen der Kirchen immer früher beginnen. Der ursprüngliche Sinn der Weihnachtsmärkte bietet vielfach nur noch eine Hintergrundfolie.

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Ein Junge schreibt einen Wunschzettel. Foto: Adveniat

Bis zur Reformation war das Kinderbeschenken überhaupt nicht mit Weihnachten verbunden. Kinder wurden vom heiligen Nikolaus am Nikolausabend, dem 5. Dezember, beschenkt. Erst als das Schenken vom Nikolausabend auf Weihnachten (24.12.) übertragen wurde, entstand die Familienweihnacht, bei der das Schenken eine wichtige Rolle spielt.

Direkte Wunschzettel
In ihrem Bestreben, den Adressaten aber auch wirklich – unter Ausschluss der eigenen Familie, die ja immer wieder Selbständigkeit fordert – selbst ausfindig zu machen, schrecken Kinder vor technischen Herausforderungen nicht zurück. Wenn ein Ort schon so heißt, so denken die Kinder wohl, wird der Gabenbringer, der als heiliger Mann ja schließlich über Wunderkräfte verfügt, nicht weit sein. „Moderne“ Kinder benutzen die Post und adressieren zum Beispiel „An den heiligen Nikolaus“ oder „An das himmlische Postamt“.

„Weihnachtspostämter“
Briefe dieser Art gelangen an eins der neun deutschen „Weihnachtspostämter“ mit einschlägigem Namen: 16798 Himmelpfort, 21709 Himmelpforten, 31137 Himmelsthür, 31535 Himmelreich, 49681 Nikolausdorf, 51766 Engelskirchen, 66351 St. Nikolaus/Saar, 97267 Himmelstadt und 99706 Himmelsberg. Die Kinder erhalten von hier zwar keine Geschenke, wohl aber eine Antwort: Diese Postämter halten vorgefertigte illustrierte Antworten und Briefmarken mit Sonderstempel bereit.

Moderne Wunschzettel
Wenigstens 150 Jahre lässt sich der Brauch, an das Christkind oder den Weihnachtsmann Wunschzettel zu schreiben, zurückverfolgen. Während in schlechten Zeiten Wünsche nach neuen Spielsachen eher hinter den Wünschen nach Reparatur alter, defekter oder beliebter Spielsachen zurückstehen, sind heute die Wünsche eher „marktkonform“: Gewünscht wird, was es auch im Handel zu kaufen gibt. Die entsprechende Beschreibung aus dem Katalog liegt u. U. dem mit dem Computer geschriebenen Wunschzettel praktischerweise gleich bei. Um die Jahrhundertwende wurde der Wunschzettel auf vorgedruckte, kunstvoll dekorierte Karten mit farbig illustrierten Vorderseiten geschrieben.

Zeichen der Kommerzialisierung?
Kann man etwas gegen diese Wunschzettel haben? Eigentlich nicht, allerdings mit einem kleinen „aber“. Wäre Weihnachten nur ein Fest des „Habens“ – eine Konsumorgie des Haben Wollens, dann wäre das ein armes Fest. Schenken wäre dann so lauwarm wie ein halbgarer Festtagsbraten aus der Tiefkühltruhe. Die Geschenke von Weihnachten sollten ursprünglich auf etwas hindeuten. Auf DAS Weihnachtsgeschenk: Gott hat sich uns unverdient geschenkt.

Geschenke, die wir Weihnachten verschenken, sollen diese Freude weitergeben. Ihren Wert bemisst man nicht mit Euro, bei ihnen geht es nicht um Statuserhalt und aktualisierte life-style-Ausstattung. Wenn wir das bedenken, wird das Schenken zwar nicht einfacher, aber es nimmt den Druck weg, den uns die Mitmenschen und die Wirtschaft gegen Jahresende zumuten.

© Manfred Becker-Huberti