Wie Uruguay die Energie-Revolution schaffte –
Erfolg mit Wind und Wasser

Während China weiter auf Kohle setzt, die USA wieder verstärkt Öl fördern wollen, geht das südamerikanische Uruguay den Weg der erneuerbaren Energien konsequent weiter. Mit Erfolg.

Mit natürlichen Energiequellen wie Wasser, Wind, Sonne und Biomasse gelang Uruguay die Energiewende. Foto: Adveniat/Achim Pohl (Symbolbild)

Der Erfolg war sogar den Vereinten Nationen eine Meldung wert: “Uruguay erzeugt 90 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen”, hieß es auf einer UN-Seite vor einigen Wochen. Damit ist das südamerikanische Land mit rund 3,4 Millionen Einwohnern ein internationaler Vorreiter bei der Versorgung mit nachhaltiger Energie geworden. Im September gelang es sogar, das Land tageweise zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen.

Energiewende begann mit einer Krise

Der Weg zu einer nahezu von fossilen Brennstoffen freien Energieversorgung begann mit einer schweren Krise. Im Jahr 2008 gab es Uruguay zahlreiche Stromausfälle, eine wachsende Wirtschaft mit steigendem Energiebedarf und ein marodes Energienetz ließen die Versorgung immer wieder mal zusammenbrechen. Es gab zwar keine flächendeckende “Blackouts”, dafür aber immer wieder Stromknappheit.
Die Regierung Uruguays ernannte Wissenschaftler Ramon Mendez Galain zum neuen Energie-Direktor des Landes und der begann damit, eine Art Masterplan für den Umstieg auf erneuerbare Energien zu schreiben, der dem Land eine neue Energiesicherheit bringen sollte.

Gegen die Abhängigkeit von Energie-Importen

“Uruguay ist ein kleines Land und wir waren auf den Import fossiler Brennstoffe angewiesen, weil wir weder über Kohle noch über Erdgas oder Erdöl verfügen”, blickte Ramon Mendez Galain in einem Podcast des US-amerikanischen “Kleinman Center for Energy Policy” zurück. Die Analyse der Ausgangslage sei ein Schlüssel zur Lösung der Probleme gewesen. Die Entscheidung gegen die Nuklearenergie sei gefallen, weil ähnlich wie bei den fossilen Brennstoffen eine Anhängigkeit von Importen entstanden wäre: “Wir besitzen ja auch keine Uranvorkommen”, so Mendez Galain. Und diese Abhängigkeit von Importen wollte Uruguay beenden.

Investitionen in Wind-, Wasser- und Sonnenenergie

Was Uruguay allerdings besitze, seien natürliche Energiequellen wie Wasser, Wind, Sonne oder Biomasse. Uruguay investierte fortan massiv in die erneuerbaren Energien und profitiert damit auch von einer neuen Souveränität: “Man wird unabhängig von all diesen Kriegen oder anderen geopolitischen Ereignissen. Fragen Sie mich, welche Auswirkungen dieser tragische Krieg in Europa auf den Elektrizitätssektor in Uruguay hatte – null,” sagt Mendez Galain. Im Rahmen des Transformationsprozesses habe Uruguay Ausschreibungen erstellt, die es für Unternehmen attraktiv machte, in diesem Sektor zu investieren. Der Gesetzgeber erließ entsprechende Gesetze.

Bilanz: 100 % Strom aus erneuerbaren Energien

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es gibt Tage, da ist die Energieversorgung komplett nachhaltig, meldete die Nationale Verwaltung für Elektrizitätswerke und -Übertragungsnetze (UTE). So gelang es im September die Stromerzeugung zu 51,2 Prozent aus Wasserkraft, 32,4 Prozent aus Windkraft, 12,3 Prozent aus Biomasse, 2,7 Prozent aus Solarenergie und knapp 1,3 Prozent aus Wärmeenergie zu generieren: Insgesamt 100 Prozent.

Vielfalt soll Energieausfälle verhindern

Allerdings ist auch Uruguay nicht vor den Launen der Natur gefeit. Nach offiziellen Angaben lieferten die Staudämme Salto Grande und Río Negro 3402 GWh im ersten Halbjahr 2024. Als vor zwei Jahren allerdings eine Dürre das Hinterland von Montevideo plagte, gab es ein Trinkwasserproblem, weil die Speicher auszutrocknen drohten. Damit diese Schwankungen nicht auch für das Energienetz gelten, hat sich Uruguay entschieden, auf alle verschiedenen Bausteine erneuerbarer Energien zu setzen, um Ausfälle kompensieren zu können.

Autor: Tobias Käufer (ZDF)