Weltnaturkonferenz in Kolumbien –
Schutz der biologischen Vielfalt

Die Weltnaturkonferenz in der kolumbianischen Stadt Cali steht unter dem Motto „Peace with Nature“, also „Frieden mit der Natur“. Bis zum 1. November verhandelt die Staatengemeinschaft über konkrete Schritte zum Schutz der Natur und zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Konkret geht es darum, wie das 2022 erzielte Abkommen von Montreal – das bisher wohl wichtigste UN-Abkommen zum Naturschutz – konkret umgesetzt und finanziert wird.
In Montreal hatten sich die rund 200 Staaten darauf geeinigt, 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Auch Plastikmüll, Pestizide und schädliche Subventionen sollen stark reduziert werden. Das Ziel: Die Lebensgrundlagen der Menschheit zu sichern – also funktionierende Ökosysteme als Grundlage für sauberes Wasser, saubere Luft, fruchtbare Böden oder etwa die Bestäubung von Pflanzen. Insgesamt hatten die Industriestaaten, aber auch China, Zusagen von 20 Milliarden US-Dollar jährlich ab 2025 im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit versprochen. Allerdings ist der Vertrag völkerrechtlich nicht verbindlich.
Anderes Naturverständnis gefordert
Die Chefin der UN-Biodiversitätskonvention, Astrid Schomaker, mahnte im Deutschlandfunk ein anderes Naturverständnis an. Die Ökosysteme der Welt und auch in der EU seien oft in schlechtem Zustand und damit nicht mehr in der Lage, „das Grundwasser und das Klima zur Verfügung zu stellen, das wir für unsere Landwirtschaft brauchen“. Ohne mehr Naturschutz werde die Menschheit langfristig keine Ernährungssicherheit erreichen, warnte sie.
Die Exekutivsekretärin der UN-Biodiversitätskonvention verlangte, das Thema Naturerhalt und -wiederherstellung nicht als Nische für Naturschützer zu betrachten: „Es geht nicht nur darum, dass wir noch 10 Prozent neue Bäume pflanzen.“ Es gehe um eine sehr grundsätzliche andere Perspektive.
Positiver Trend bei Finanzzusagen
Schomaker erklärte, noch seien die 20 Milliarden Dollar nicht erreicht, aber der Trend sei positiv. Insgesamt wird der Gesamtbedarf für eine naturnahe Transformation der Wirtschaft weltweit auf 200 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt. Die Chefin der UN-Biodiversitätskonvention wies darauf hin, dass gegenwärtig die naturschädlichen Subventionen pro Jahr weitaus höher ausfielen als dass Geld mit positiver Wirkung auf die Natur ausgegeben werde.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die auch zur Konferenz nach Cali reisen wird, forderte, dass die Klima- und Biodiversitätskrise stärker zusammen gedacht werden müssten. Greenpeace kritisierte im Vorfeld, dass die Bundesregierung keine Strategie zum Schutz der Biodiversität vorgelegt habe. „Anstatt den Naturschutz zu stärken, hat Deutschland ihn sogar heruntergefahren. Der katastrophale Entwurf des neuen Bundeswaldgesetzes, der vor allem die Interessen der Forstwirtschaft, aber nicht die des Arten- und Klimaschutzes vertritt, ist dafür ein trauriges Beispiel.“ (kna/adv)