Gesegnete Weihnachten
und ein frohes neues Jahr!

Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben und alles Gute für das neue Jahr! Zu diesem Anlass haben wir eine Weihnachtsgeschichte aus Lateinamerika für Sie, die uns selbst sehr berührt hat und die wir gerne mit Ihnen teilen möchten.

“Alle für einen” – Weihnachten in Tumaco

Wie kolumbianische Jugendliche ihren Freund zu Weihnachten mit dem überraschten, was er am dringendsten benötigte.

Jeden Tag ist Jailer Cortés im Jugendzentrum „Centro Afro“. Es ist der Ort, an dem er sich sicher fühlt, an dem er Freunde gefunden hat und unterstützt wird. Der 19- Jährige macht eine Ausbildung zum Koch und verbringt jede freie Minute im bunt bemalten Jugendzentrum seines Viertels. Zwei Mal in der Woche steht er in dessen kleiner Imbissbude am Straßenrand und bereitet Empanadas zu. Mit Fleisch- und Gemüsefüllung. „Ich liebe es zu kochen. Es macht mich glücklich, ich bin dann ganz bei mir“, sagt Jailer, lächelt breit und verschließt gekonnt eine Teigtasche. Gelernt hat er das Kochen von seiner Oma, bei der er wohnt. Mit einem Haken: Oft gab es keine Lebensmittel im Haus, denn Jailers Familie ist extrem arm. Manchmal schenken Nachbarn ihnen etwas, wie Reste von Innereien. Bei der Ausbildung bekommt Jailer nun eine Mahlzeit täglich. Aber selbst die preiswerten Empanadas, die er für das Jugendzentrum zubereitet und verkauft, kann er sich nicht leisten.

Lebensmittelkörbe für Familien, die nichts zu essen haben

An den Markttagen treffen sich die Jugendlichen vom Centro Afro, um Lebensmittel an bedürftige Familien im Stadtviertel zu verteilen. Jedes Mitglied bringt Lebensmittel mit, die seine Familie entbehren kann: drei Tomaten, eine Papaya, Kartoffeln, Bananen … Die werden in Körbe gepackt und bedürftigen Familien gegeben. Davon gibt es sehr viele, auch in der Jugendgruppe. Jailer ist es unangenehm, dass er nichts beisteuern kann, dabei würde er so gern anderen helfen. Also bleibt er lieber, wenn auch ungern, zu Hause.

Ein ganz besonderes Geschenk

Kurz vor Weihnachten ist wieder Markttag, Jailer fehlt. Auch wenn er es nie ausgesprochen hat, kennen seine Freundinnen und Freunde den Grund. „Ich habe eine Idee“, sagt Eva Preciado, eine der Jugendlichen. „Wir stellen einen Weihnachtskorb für Jailer zusammen.“ Alle stimmen begeistert zu. Sofort kratzen sie Geld zusammen, um kleine Leckereien wie Schokolade zu kaufen und überreden ihre Mütter zu backen. Am 25. Dezember verabschieden sie sich kurz von ihrer Familienfeier und treffen sich am Centro Afro. Sie verzieren den Lebensmittelkorb, der diesmal größer ist als sonst. Dann gehen sie über die gepflasterte Hauptstraße des Viertels bis zu einem Holzsteg. Durch die Lücken zwischen den einzelnen Brettern sehen sie das graubraune Wasser und den darin schwimmenden Müll, auf den die Sonne knallt. Aus den Holzhütten auf Pfählen rechts und links vom Steg blicken ihnen neugierige Augenpaare nach. Der Steg zieht sich weit auf den Río Rosario hinaus, die angrenzenden Hütten werden nach und nach immer einfacher, bis sie nur noch aus maroden Holzbrettern bestehen.

Eine Weihnachtsüberraschung, von der bis heute erzählt wird

Ziemlich in der Mitte des Stegs klopfen die Jugendlichen an eine Holztür, die in der Mitte mit ein wenig Farbe hellblau gestrichen ist. Jailer öffnet die Tür – und den Mund, vor Erstaunen. All seine liebgewonnenen Menschen stehen vor ihm und überreichen ihm mit einem breiten Grinsen den Korb voll Leckereien. Einen Moment zögert Jailer. „Ist es ihm unangenehm?“, flüstert Eva einem ihrer Freunde zu. Doch dann nimmt Jailer entschieden und strahlend das Geschenk entgegen. Nie zuvor hatten er und seine Großeltern ein so abwechslungsreiches Weihnachtsessen wie in diesem Jahr. Bis heute wird in der Familie von der Weihnachtsüberraschung erzählt, die bis ins neue Jahr anhielt, weil die Familie so sparsam mit den für sie so kostbaren Lebensmitteln umging. Jailers Freundinnen und Freunde machen sich mit Freude im Herzen auf den Rückweg zu ihren Familien. Den neugierigen Nachbarsfamilien wünschen sie mit glänzenden Augen ein „Feliz Navidad“.

Adveniat-Projekt: “Centro Afro” in Kolumbien

Mehr zu Jailers Geschichte, dem Projekt “Centro Afro” in Tumaco und wie es sehr viel mehr Jugendlichen als nur  Jailer hilft, erfahren Sie hier.