Verheerende Waldbrände in Bolivien
Kirche fordert Hilfe – „Wir werden zu einer Holzkohlefabrik“

Im südamerikanischen Bolivien toben seit Wochen ausgedehnte Feuer. Die Kirche richtet einen dramatischen Appell an die Regierung und warnt vor einem ökologischen Desaster. Auch das Nachbarland Argentinien ist bedroht.

Feuerwehrleute kämpfen gegen Waldbrände in Palestina, eine der betroffenen Gemeinden in Bolivien. Foto: REUTERS/Ipa Ibanez

Die Schreckensmeldungen reißen nicht ab. Erst am Wochenende erklärte sich das bolivianische Departement Beni wegen extremer Trockenheit und Waldbränden zum Katastrophengebiet. Wenige Tage später rief auch die indigene Versammlung von Huacaya im Tiefland den Notstand aus: „In diesem Jahr hat es nicht geregnet, es gibt kein Wasser für den täglichen Gebrauch, geschweige denn für die Tiere, weil unsere Bäche schon ausgetrocknet sind“, sagte Kommunalpolitikerin Jhanet Aruchari der Zeitung „El Deber“. Ebenso wie Brasilien wird auch Bolivien von verheerenden Waldbränden und einer Dürre heimgesucht.

Weihbischof Stanislaw Dowlaszewicz aus der besonders betroffenen Provinz Santa Cruz berichtete über die Brände in der Savannenregion Chiquitania, die eine ökologische Katastrophe verursachten: „Wir könnten zu einer neuen Holzkohlefabrik werden, wenn nicht sofort etwas unternommen wird“, sagte Dowlaszewicz laut „Los Tiempos“ vor wenigen Tagen. Die dramatisch verschlechterte Luftqualität sorge für großes Leid bei Kindern, Alten und Kranken sowie der gesamten Landbevölkerung. „Schauen Sie sich an, was mit unserer Mutter Erde geschieht, die in Reden immer so sehr verteidigt wird. Und jetzt leidet diese Mutter Erde sehr.“

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Am Montag folgte die Bolivianische Bischofskonferenz mit einem Appell an die Regierung: Die Kirche rufe die verantwortlichen Behörden auf, schnelle und effiziente Maßnahmen zur Bekämpfung der nationalen Umweltkrise zu ergreifen, heißt es in der Stellungnahme. Bereits am Wochenende hatte Umweltminister Alan Lisperguer eine Bilanz der Zerstörungen gezogen. Im laufenden Jahr seien 3,8 Millionen Hektar Vegetationsfläche durch Brände vernichtet worden, davon 1,5 Millionen Hektar in bewaldeten Gebieten. Besonders betroffen sei die Region Santa Cruz.

Wie groß die Dimensionen der Brandkatastrophe sind, zeigt auch eine Warnung des nationalen meteorologischen Dienstes in Argentinien. Das Institut warnt vor einer riesigen Rauchwolke, die aus den Waldbränden im bolivianischen Amazonasregenwald gespeist wird und sich in diesen Tagen zehn Provinzen in Nord- und Zentralargentinien nähert. Spekulationen gibt es auch über eine große Aschewolke, die bei anhaltenden Nordwinden das Stadtgebiet von Buenos Aires erreichen könnte.

(KNA/ red)