Porträt: Papst Leo XIV. – Brückenbauer an der Seite der Armen

Mit Papst Leo XIV., mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost, hat die katholische Kirche erstmals ein Oberhaupt mit US-amerikanischer und peruanischer Staatbürgerschaft. Prevost ist ein echter Kenner der Weltkirche – er gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern.

Mit Papst Leo XIV. hat die katholische Kirche erstmals ein Oberhaupt mit US-amerikanischer und peruanischer Staatbürgerschaft. Foto: Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Pragmatiker mit internationaler Erfahrung

Der am 14. September 1955 in Chicago geborene Kirchenmann gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern, ebenso bei seinen Mitarbeitern. Internationale Erfahrung sammelte er nicht erst durch seine letzte Position in der Kurie.

1977 trat er dem Augustinerorden bei und wurde zum Studium des Kirchenrechts nach Rom geschickt. Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru. Bis Anfang der 2000er Jahre wechselte er zwischen verschiedenen Positionen in den USA und Peru; war hauptsächlich in der Ausbildung junger Ordensmänner tätig. Spanisch und Italienisch spricht er mit einem leichten englischen Akzent.

2002 wählte ihn der Augustinerorden zu seinem weltweiten Leiter. Für zwei Amtszeiten ging Prevost nach Rom. In der Generalkurie seines Ordens nahe dem Vatikan lebt der US-Amerikaner seit seiner erneuten Rückkehr nach Rom Anfang 2023. Zuvor leitete er das Bistum Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der kirchenpolitisch polarisierten Peruanischen Bischofskonferenz.

Über Peru in den Vatikan

In dem südamerikanischen Land lernte ihn Papst Franziskus kennen, der ihn schließlich als Leiter der Bischofsbehörde in den Vatikan holte und zum Kardinal machte. Zugleich war Prevost auch Präsident der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission.

Nun muss Leo XIV. nicht nur einen weltweit organisierten Orden, sondern die gesamte katholische Weltkirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern leiten. Den Weg seines Vorgängers in Richtung einer Kirche mit mehr Teilhabe aller Gläubigen dürfte er weitergehen.

Franziskus hatte diesen Weg noch kurz vor seinem Tod nochmals verlängert, indem er eine “kirchliche Generalversammlung” für Oktober 2028 anberaumte. Den bescheidenen und menschennahen Stil von Franziskus wird wohl auch der nächste Ordensmann im Papstamt fortführen wollen.

“Das Böse wird nicht gewinnen.”

“Der Friede sei mit euch allen!” Mit diesem Ruf begrüßte der erste Papst aus den USA die jubelnden Menschen auf dem Petersplatz am Donnerstagabend. Er hoffe, “dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht” Es sei “ein unbewaffneter und entwaffnender Friede”, so Leo XIV.

Mit bewegten Worten erinnerte der neue Papst an die schwache Stimme seines Vorgängers Franziskus, mit der dieser bei seinem letzten Segen am Ostersonntag gesprochen habe. Diesen Segen wolle er fortsetzen. “Gott liebt euch alle”, sagte Leo XIV.; und: “Das Böse wird nicht gewinnen.”

Anders als sein Vorgänger Franziskus hatte Leo die traditionelle rote Stola mit den vier Evangelisten umgelegt, als er auf die Segnungsgloggia trat. Sichtbar bewegt, lächelnd und mehrfach winkend grüßte er die jubelnde Menge – ein Amerikaner in Rom. (kna)