Adveniat-Hauptgeschäftsführer über Papst Leo: „Ein offener, zugewandter Mensch“
Ein US-Amerikaner, der Bischof in Südamerika war, wird der neue Papst Leo XIV. Damit wird auch der Geist von Franziskus weitergetragen. Davon ist Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier überzeugt. Er konnte ihn bereits persönlich kennenlernen.

Leo XIV. als Kardinal Robert Prevost (links) mit Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier (zweiter von rechts), Kardinal Luis Antonio Tagle (im Vordergrund) und dem Generalsekretär des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Monseñor Lisardo Estrada in einer Kapelle im Vatikan im Juni 2023 bei einem Treffen internationaler Hilfswerke auf Einladung der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Foto: Adveniat
Sie haben Kardinal Prevost persönlich kennengelernt, bei welcher Gelegenheit?
Ich habe Kardinal Prevost vor zwei Jahren bei einem Treffen von verschiedenen Hilfswerken in Rom kennengelernt, einberufen von der päpstlichen Lateinamerika-Kommission, deren Präsident er war. Er hat uns damals eine eindrückliche Ansprache gehalten und ich konnte mit ihm im Petersdom in einer Kapelle eine Eucharistie feiern. Da ist mir vor allem seine tiefgeistliche Predigt in Erinnerung geblieben.
Wie haben Sie ihn erlebt?
Ich habe ihn als einen sehr offenen und zugewandten Menschen erlebt. Er ist Projektpartner von Adveniat, weil er 20 Jahre Bischof von Chiclayo in Peru war. Adveniat hat eine ganze Reihe von Projekten in seiner Diözese unterstützt. Diese spiegelten seine besonderen Sorgen wieder, zum Beispiel ein Projekt für Frauen, die sexuell ausgebeutet wurden und die Unterstützung bekommen. Es ging auch um viele Bildungsprojekte. Uns bei Adveniat ist er schon sehr lange bekannt.

Pater Martin Maier ist Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Foto: Adveniat/Martin Steffen.
Leo XIV. nennt er sich. Wird er die Franziskus-Theologie und die sozialpolitische Richtung seines Vorgängers fortsetzen und an die Ränder gehen, sich für die Armen einsetzen?
Davon gehe ich aus und dafür ist er auch als Bischof in Peru eingestanden, in der Linie der großen Bischofsversammlung von Medellín 1968, wo sich die Kirche Lateinamerikas die “Option für die Armen” zum Programm gemacht hat.
Er ist in Chicago geboren, ein US-amerikanischer Bischof. Ein Trump-Freund ist er eher nicht, oder?
Er ist ein Brückenbauer, das zeigt auch seine Biografie. Er ist als Missionar aus den USA nach Lateinamerika gegangen und stellt das Gegenteil von vielem dar, was US-Präsident Trump repräsentiert. Trump möchte Mauern bauen und die USA abschotten. Bischof Prevost, jetzt Papst Leo XIV., will Brücken bauen und wendet sich den Armen und den Menschen an den Rändern zu.
Ein großer Tag für die katholische Kirche. Es gibt allen Grund, sich zu freuen, oder?
Es ist eine freudige Nachricht und der Heilige Geist ist für Überraschungen gut. In den vielen Spekulationen im Vorfeld des Konklaves wurde eigentlich ausgeschlossen, dass ein US-Amerikaner zum Papst gewählt werden könnte.
Wir haben jetzt einen Papst, der aus den USA stammt, der aber gleichzeitig auch Weltkirche darstellt, der als Missionar nach Lateinamerika gegangen ist, der Generaloberer der Augustiner Ordensgemeinschaft war und den Papst Franziskus vor weniger als drei Jahren nach Rom gerufen hat als Präfekt des Dikasteriums für die Bischofsernennungen. Das ist eine Schlüsselstelle im Vatikan.
So hat er in den vergangenen Jahren natürlich viele Bischöfe kennengelernt, die unter seiner Mitverantwortung ernannt wurden. Von daher dürfte er auch gut in der Weltkirche vernetzt sein.
Und Papst Franziskus wird in ihm sicher weiterleben?
Davon dürfen wir ausgehen. Papst Franziskus hat ihn aus Peru nach Rom geholt, weil er großes Vertrauen in ihn gesetzt hat und ihm eine der wichtigsten Aufgaben in der Vatikanischen Kurie übertragen hat.
Das Interview führte Johannes Schröer von Domradio.