Zukunft Amazonas
Bedrohte Schöpfung, bedrohte Völker

Klimakrise, rücksichtslose Ausbeutung von Rohstoffen, Wasserkraftwerke sowie gigantische Soja-, Zuckerrohr- und Palmölplantagen zerstören die Lebenswelt der indigenen Völker und traditionellen Gemeinschaften im Amazonas und anderen Urwäldern in Lateinamerika. Deswegen setzt sich Adveniat  für die Zukunft der bedrohten Völker und Schöpfung ein.

 

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Schutz des Regenwalds und indigener Gemeinschaften

Der Amazonas und weitere Urwälder in Lateinamerika sind von Waldbränden bedroht. Fast alle Brände werden von Menschen verursacht – um weitere Flächen für die industrielle Landwirtschaft zu gewinnen oder natürliche Ressourcen auszubeuten, etwa Erdöl, Gold oder Edelsteine. Das führt nicht nur zur Abholzung des Regenwaldes, sondern schadet auch der umliegenden Natur. Chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel aus der industriellen Landwirtschaft und Quecksilber, das beim Goldschürfen freigesetzt wird, verseuchen die umliegenden Flüsse mit ihren Fischen. Die Ausbeutung des Regenwalds geschieht oft illegal und auf Kosten der Menschen, die von und mit den Regenwäldern leben: indigener Gemeinschaften. Sie werden von ihrem Land vertrieben, ihr Wasser und ihre Lebensmittel werden verseucht.

Indigene Gemeinschaften sind aber die „Hüter des Waldes“. Wo indigenen Gemeinschaften das Recht auf ihr Land zugesichert ist, wird deutlich weniger Wald abgeholzt. Gleichzeitig besitzen indigenen Gemeinschaften einen großen Wissensschatz zur nachhaltigen Nutzung des Landes und des Wassers sowie zu traditionellen Anbaumethoden und -sorten.

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt deshalb unter anderem mit dem panamazonischen kirchlichen Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazónica) und CIMI (Conselho Indigenista Missionário, deutsch Rat für indigene Missionare) indigene Gemeinschaften und damit die Regenwälder.

Adveniat unterstützt mit seinen Partnerorganisationen vor Ort durch

Versorgung mit sauberem Trinkwasser

Viele Menschen im Amazonasgebiet haben keinen Zugang zu fließendem Wasser und müssen daher Flüsse und anderen Gewässer für Trinkwasser, zum Kochen und Waschen nutzen. Aber dieses Wasser ist oft durch Pflanzenschutzmittel oder Schwermetalle und Schadstoffe aus der Ölförderung oder dem Bergbau verseucht. Familien, die das Wasser nutzen, leiden oft an Atemwegserkrankungen und Durchfall.

Der Adveniat-Partner INCUPO fördert die Wasserversorgung von indigenen Gemeinschaften und ländlichen Kleinbauern, indem sie mit den Familien die bestehende Wasserversorgung ausbauen und Zisternen anlegen. INCUPO bildet einzelne Personen im Bau der Zisternen aus, damit sie weiteren Gemeinschaften beim Bau helfen können. Adveniat unterstützt außerdem die Menschen vor Ort, Informationen in Bezug auf das verseuchte Wasser zu sammeln und schult über Partnerorganisationen wie Los Andes betroffene Personen, damit sie selbstbewusst mit der Presse sprechen können. Damit das Wasser zukünftig nicht mehr durch Haushaltsabfälle verschmutzt wird, werden Lehrer, Eltern und Kinder altersgerecht über Umweltschutz und Abfallentsorgung aufgeklärt und es wird mit den Behörden der Bezirksgemeinde gesprochen.

Solarstrom für Schulen in indigenen Gemeinden

Gemeinden im schwer zugänglichen Amazonasgebiet haben oft schlechten Zugang zu Energie. Strom wird, wenn überhaupt, nur über marode und ineffiziente Dieselgeneratoren erzeugt. Für viele indigene Gemeinschaften ist dies zunächst scheinbar ein Fortschritt. Ihnen fehlen jedoch die Erfahrungswerte, welche Folgen die Generatoren haben. Sie schädigen nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen: Dieselöl läuft oft aus und verschmutzt das Grundwasser, weil die Tanks undicht sind oder es Unfälle beim Befüllen gibt. Zudem sind die Unterhaltungs- und Wartungskosten sehr hoch.

Damit den indigenen Gemeinden der Spagat zwischen nachhaltigem, ursprünglichen Leben und technischem Fortschritt gelingt – ohne der Umwelt dabei Schaden zuzufügen –, unterstützt Adveniat finanziell und logistisch die Anschaffung von Solartowern – tropenerprobten Photovoltaik-Systemen mit Speicherbatterien. Partnerorganisationen schulen die indigenen Gemeinden vor Ort, damit sie die Solartower selbstständig warten und reparieren können. Mit dem Geld, das durch die Solaranlagen eingespart wird, können die Schulen besser ausgestattet werden. Außerdem gibt es keine gesundheits- und klimaschädlichen Abgase und störenden Motorengeräusche mehr. Dadurch können sich die Schülerinnen und Schüler besser auf den Unterricht konzentrieren.

Für den Spagat zwischen Naturverbundenheit und technischem Fortschritt brauchen indigene Gemeinschaften sauberen Strom. Foto: Adveniat/ Achim Pohl (Symbolbild)

Umweltbildung

Um Kinder von klein für Umweltschutz zu sensibilisieren, fördert Adveniat in einigen Schulen in Uruguay und Peru Umweltbildung. Schülerinnen und Schüler lernen dabei Lösungen für Umweltprobleme kennen und können sich so langfristig für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Die Schülerinnen und Schüler pflegen zum Beispiel angelegte Schulgärten inklusive Kompoststellen. Die gesunden Lebensmittel aus den Schulgärten landen in der Schulkantine auf den Tellern. Außerdem verfügen manche Schulen über eine Biogasanlage, die aus dem Biomüll der Schulkantine Strom erzeugt. Auch Biomüll, den die Kinder von zuhause mitbringen, wird verwendet, um die Schulen sowie die Kantine mit Strom zu versorgen. So lernen die Kinder den Lebenszyklus von Pflanzen kennen und einen achtsamen Umgang mit der Natur und Ressourcen.

Im Schulgarten der Fundación Sophia wird ein Setzling gepflanzt. Foto: Adveniat/ Romina Fernández

Nachhaltige Landwirtschaft durch Agroforst

Bei der Agroforstwirtschaft werden Nutzpflanzen wie Kakao und Bananen mit Bäumen und Sträuchern kombiniert, die ihnen Schatten spenden. Vorbild ist der Regenwald mit seinen verschiedenen Stockwerken. In Agroforst-Systemen kann Regenwasser ähnlich wie in einem Wald besser gespeichert werden als in Monokulturen und die Bäume schützen die kleineren Pflanzen vor intensiver Sonneneinstrahlung. Auf Agroforst-Anbauflächen wachsen viele verschiedene Pflanzenarten, anstatt nur einer einzigen wie bei Monokulturen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Da die Pflanzen unterschiedliche Nährstoffe brauchen, bleibt der Boden fruchtbar. Es muss also nicht wie bei Monokulturen dauernd neuer Wald gerodet werden, um den ausgelaugten Boden zu ersetzen. Und die Vielfalt an Pflanzen ist nicht nur gut für die Böden und die Biodiversität, sondern sichert auch das Einkommen der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern: Wenn eine Pflanzenart erkrankt, können andere Pflanzen weiterhin geerntet und verkauft werden. Adveniat und seine Partnerorganisationen schulen deshalb die Menschen vor Ort, wie sie auf Agroforstwirtschaft umstellen und ihre Ernte auf den Märkten verkaufen können.

Menschenrechtsarbeit mit, von und zugunsten Indigener

Adveniat und Partnerorganisationen wie INCUPO unterstützen indigene Gemeinschaften bei der Verteidigung ihrer Gebiete. Indem sie die Gebiete von indigenen Gemeinschaften vermessen und kartieren, machen sie diese sichtbar und helfen den Indigenen, Besitzrechte für diese Gebiete zu dokumentieren. Dringen Konzerne auf ihr Land vor, vermittelt INCUPO Juristinnen und Juristen und begleitet die Gemeinschaften durch die Prozesse zur Klärung der Landkonflikte.

Damit indigene Gemeinschaften auf sich und ihre Probleme aufmerksam machen können, fördert Adveniat unter anderem Kurse von CIMI und Repam. In Medienkursen lernen Vertreterinnen und Vertreter indigener Völker und traditioneller Gemeinschaften medienwirksame Inhalte zu produzieren und durch Radiobeiträge und soziale Medien zu verbreiten. So können sie selbstständig gegenüber Presse, Politik und Öffentlichkeit über den Reichtum und die Schönheit indigenen Wissens und ihre aktuelle Situation berichten. In Rechtskursen lernen Führungspersonen aus indigenen Gemeinschaften, welche Rechte sie als Einzelpersonen und als Gruppe in ihren Ländern haben und wie sie diese einfordern können. Mithilfe von Juristinnen und Juristen können sie dokumentieren, wie ihre Rechte konkret verletzt werden und auf politischen Ebenen über diese Verletzungen von Menschenrechten berichten. Das geschieht zum Beispiel vor dem Forum für indigene Völker in New York, dem Forum für Wirtschaft und Rechte in Genf und bei den Klimaverhandlungen der COP. Auch in Deutschland fanden bereits Gespräche statt, unter anderem mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem Auswärtigen Amt. Auf Basis der Berichte indigener Gruppen erstellt CIMI jedes Jahr einen Gewaltbericht für das brasilianische Amazonasgebiet. Adveniat unterstützt diesen bereits seit Jahrzehnten. Repam erstellt zusätzlich einen Menschenrechtsbericht zur Lage indigener Völker aus verschiedenen Ländern im Amazonasgebiet. Bislang sind drei dieser Berichte von Repam erschienen.

Rosildo da Silva vom Volk der Jaminawa Arara berichtet über die Situation in seinem Dorf. Foto: Adveniat/ Martin Steffen

David gegen Goliath: Ein Dorf im amazonischen Tiefland Ecuadors leistet seit Jahrzehnten Widerstand gegen die vorrückende Erdölindustrie. Unterstützung bekommt es von Repam.

Unser Partner im Einsatz für das Überleben der indigenen Völker und gegen die fortschreitende Umweltzerstörung ist das kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazónica).

Ein wichtiger Schritt für die Rechte indigener Völker und zum Schutz des Amazonas: Der Beschluss des Deutschen Bundestags, die ILO-Konvention zum Schutz der Indigenen Völker zu ratifizieren.