„El Salvador braucht einen neuen Óscar Romero!“
Adveniat zum 45. Todestag des Heiligen

„El Salvador braucht einen neuen Óscar Romero!“ Das sagt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Martin Maier anlässlich des 45. Todestages des Märtyrers und angesichts der verstörend-martialischen Bilder von 240 venezolanischen Migranten, die unter unmenschlichen Bedingungen aus den USA in das salvadorianische Mega-Gefängnis Cecot geflogen wurden – trotz der Anordnung eines US-Bundesrichters, die Flugzeuge zurückzuholen. „Präsident Nayib Bukele führt El Salvador in eine Diktatur“, so Pater Maier. „Und damit ausgerechnet das mittelamerikanische Land, in dem Óscar Arnulfo Romero gegen die damalige Militärdiktatur mit friedlichen Mitteln aufgestanden ist.“ Seinen Einsatz hat der 2018 von Papst Franziskus Heiliggesprochene mit dem Leben bezahlt, als er am 24. März 1980 von einem Mitglied der Todesschwadronen im Auftrag der Militärjunta am Altar erschossen wurde.

In den Gefängnissen in El Salvador – hier das Penal de Zacatecoluca – sitzen auch tausende Unschuldige unter menschenunwürdigen Bedingungen ein. Foto: Adveniat/Stephan Neumann

In den Gefängnissen in El Salvador – hier das Penal de Zacatecoluca – sitzen auch tausende Unschuldige unter menschenunwürdigen Bedingungen ein. Foto: Adveniat/Stephan Neumann

Parallelen zwischen den 1980er-Jahren und heute erschreckend

Für den Adveniat-Hauptgeschäftsführer sind die Parallelen zwischen den 1980er-Jahren und heute erschreckend: „Damals wurde die Militärdiktatur in El Salvador von den USA mit dem Hinweis auf eine angebliche Gefahr der Machtübernahme durch die Kommunisten unterstützt. Und heute hofiert die Trump-Administration einen Autokraten, der sich anbietet, das angebliche Migrationsproblem zu lösen, indem er sein Land zum Gefängnis-Außenposten der USA macht.“

Was die medial vorgeführten und bloßgestellten Menschen erwartet, sei kein Geheimnis. Denn von Menschenrechtsorganisationen und der Kirche des Landes sei hinreichend klar dokumentiert, dass Bukele bei seinem Kampf gegen die Jugendbanden, die für die Gewalt und eine der höchsten Mordraten verantwortlich gewesen sind, keineswegs nur Mitglieder der Maras ohne jedes Verfahren weggesperrt habe. Den Vorwand dafür liefert ihm der Ausnahmezustand, mit dem er nun schon drei Jahre regiert. „Unter den mehr als 80.000 verhafteten jungen Männern sind auch tausende Unschuldige“, so Pater Maier. Die Haftbedingungen sind menschenunwürdig. Die Gefangenen litten Hunger, würden medizinisch nicht ausreichend versorgt und Folter sei an der Tagesordnung.

Kirche an der Seite der Armen, der Ausgegrenzten und der Weggesperrten

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt die Kirche und Menschenrechtsorganisationen in El Salvador dabei, die Gefangenen und ihre Angehörigen mit Lebensmittel- und Hygienepakten zu versorgen sowie durch Anwälte zu betreuen und vor Gericht zu vertreten. „Die Kirche gehört auch heute wieder zu den wenigen Instanzen, die an der Seite der Armen, der Ausgegrenzten und der Weggesperrten steht und für sie Partei ergreift“, erklärt der Adveniat-Hauptgeschäftsführer. Damit lebe die Kirche ihren christlichen Auftrag in der Nachfolge eines Óscar Romeros, der für Pater Martin Maier der Grund dafür war, vor 36 Jahren nach El Salvador zu gehen.

Porträtaufnahme vom Pater Martin Maier in einem dunklen Sakko mit lila Krawatte.

Pater Matin Maier ist Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Foto: Adveniat/Martin Steffen.

Das Wirken von Óscar Romero prägt die Menschen bis heute

„Auf der einen Seite habe ich ihn bewundert, weil er den Weg Jesu bis zur letzten Konsequenz gegangen ist, und auf der anderen Seite war ich entsetzt, dass ein Bischof während der Heiligen Messe ermordet wurde“, so der heutige Adveniat-Hauptgeschäftsführer. 1989 studierte er in El Salvador Theologie und musste miterleben, wie sechs Jesuiten sowie die Haushälterin und ihre Tochter ermordet wurden. Mehr als 70.000 Todesopfer hat der Bürgerkrieg bis 1992 in El Salvador gefordert. Für Pater Maier steht fest: „Wir brauchen heute dringender denn je einen neuen Óscar Romero, der gemeinsam mit den Menschen aufsteht – für Gerechtigkeit, für Menschenrechte, für Demokratie.“

Weitere Informationen zu Óscar Romero:

„Óscar Romero steht für Menschenwürde und Gerechtigkeit – sein Zeugnis bewegt die ganze Welt.“ Das sagt Adveniat-Partner Kardinal Gregorio Rosa Chávez anlässlich der Heiligsprechung am 14. Oktober 2018.

Wer war Oscar Romero? Welche Vision von Kirche und Gesellschaft hatte er? Antworten darauf gibt das überarbeitete und neu aufgelegte Sonderheft „Oscar Romero“.

„Darin besteht die Freude des Christen: Ich weiß, dass ich ein Gedanke Gottes bin.“

Oscar Arnulfo in Worten

„Da sich die Kirche für reale, nicht fiktive Arme einsetzt, da sie für wirklich Ausgebeutete und Unterdrückte eintritt, lebt sie in einer politischen Welt und verwirklicht sich als Kirche auch im politischen Bereich.“

Oscar Arnulfo in Worten

„Transzendenz bedeutet nicht: zum Himmel schauen, an das ewige Leben denken und über die Probleme der Erde hinweggehen. Vielmehr handelt es sich um eine Transzendenz, die dem menschlichen Herzen gilt. Sie bedeutet, sich auf das Kind, auf den Armen, auf den in Lumpen Gekleideten, auf den Kranken einzulassen, in die Elendshütten und Häuser zu gehen und mit ihnen allen zu teilen. Transzendenz bedeutet, aus der Mitte des Elends selbst diese Lage zu überschreiten, den Menschen zu erheben, ihn voranzubringen und ihm zu sagen: Du bist kein Abfall. Du gehörst nicht an den Rand. Das Gegenteil ist der Fall: Du hast eine große, große Bedeutung.“

Oscar Arnulfo in Worten

„Die Kirche ist keine unantastbare Festung, sondern sie verkörpert die Nachfolge jenes Jesus Christus, der inmitten der Welt lebte, arbeitete, kämpfte und starb. Der Gott, zu dem wir uns bekennen, ist kein toter Gott. Er ist ein lebendiger Gott, der den Schmerz von Gefolterten und Sterbenden mitempfindet.“

Oscar Arnulfo in Worten

„Wenn viele Menschen sich bereits von der Kirche entfernt haben, dann ist das darauf zurückzuführen, dass die Kirche sich zu weit von der Menschheit entfernt hat. Eine Kirche aber, die die Erfahrungen der Menschen als ihre eigenen verspürt, die den Schmerz, die Hoffnung, die Angst aller, die sich freuen oder leiden, am eigenen Leib verspürt, diese Kirche wird zum gegenwärtigen Christus.“

Oscar Arnulfo in Worten

Für weitere Informationen, wie Sie die Armen in Lateinamerika und der Karibik mit einer Spende unterstützen können, wenden Sie sich gerne an:

Carmen Martínez
Abteilung Spenderkommunikation
Telefon 0201 1756-209
E-Mail: carmen.martinez@adveniat.de