Das Leid der Haitianer
Regierung wehrt sich gegen Trumps Unterstellungen
Donald Trump hat haitianischen Einwanderern vorgeworfen, Haustiere zu essen. Im Netz gibt es dazu bizarre Debatten. Keiner spricht derweil über das Leid, das Haitianer zur Flucht in die USA zwingt.
Viele Haitianerinnen und Haitianer versuchen über Mittelamerika in die USA zu kommen. Foto: Adveniat/Florian Kopp (Symbolbild)
Auch in der Dominikanischen Republik steht inzwischen eine kleine Mauer. Oder zumindest Teile davon. Der Grenzzaun soll helfen, die illegale Migration aus dem Nachbarland Haiti zu stoppen. Die Regierung wehrt sich gegen die Vorwürfe von Nichtregierungsorganisationen, damit missachte sie Menschenrechte.
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt sowohl die Menschen, die in Haiti ausharren müssen, als auch die Menschen, die fliehen. Selbst in der stark umkämpften und von Gewalt geprägten Hauptstadt Port-au-Prince finanziert Adveniat Hilfe für Kinder und Jugendliche. Im Projekt „Foyer de l´espérance“ (Foyer der Hoffnung) erhalten sie eine warme Mahlzeit, Bildungsangebote, werden gesundheitlich versorgt und können im geschützten Raum ihre Freizeit verbringen. Entschließen sich die Menschen, ihre Heimat zu verlassen, leistet Adveniat durch seine Projektpartnerinnen und -partner auf der gefährlichen Flüchtlingsroute Hilfe: Die Mitarbeitenden verteilen Lebensmittel und Medikamente, bietet in sicheren Unterkünften Schutz und ermöglicht mit Ausbildungsprojekten für Migranten die Chance auf einen Neuanfang in Lateinamerika.
Adveniat-Partnerinnen und -partner verteilen Essen an Migranten. Foto: Adveniat/ Hans-Maximo Musielik (Symbolbild)
Haiti im US-amerikanischen Wahlkampf
Inzwischen ist die Migration aus Haiti nicht nur beim direkten Nachbarn, sondern auch in den USA zum Wahlkampfthema geworden. Spätestens seit Ex-Präsident Donald Trump in der TV-Debatte mit Vizepräsidentin Kamala Harris die Behauptung in den Raum stellte, haitianische Einwanderer in Ohio verspeisten Haustiere. Der Sender ABC widersprach noch während der Debatte unter Berufung auf einen Anruf bei der Kommunalpolitik, dass diese Behauptung falsch sei. Anhänger Trumps basteln sich nun mithilfe von Künstlicher Intelligenz eigene „Beweise“. Mit der Realität hat das freilich nichts zu tun. Haitis Regierung sah sich zu einer Richtigstellung genötigt: „Wir weisen diese Erklärung kategorisch zurück, die die Würde unserer Landsleute angreift und ihr Leben in Gefahr bringen kann“, heißt es aus der Hauptstadt Port-au-Prince zu Trumps Einlassungen.
Ablenkung vom tatsächlichen Leid
Vor allem aber lenkt die Diskussion von dem unendlichen Leid ab, das die Menschen in Haiti zur Flucht zwingt. „Insbesondere in der Hauptstadt Port-au-Prince kann man die Lage nur als katastrophal beschreiben, und sie hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten noch einmal verschlechtert. Die Menschen haben praktisch keine Möglichkeiten mehr, sich frei zu bewegen, weil sie überall von Gewalt bedroht sind“, beschrieb der Mediziner Tankred Stöbe von „Ärzte ohne Grenzen“ jüngst die Situation vor Ort.
Grund dafür sind anhaltende Kämpfe bewaffneter brutaler Banden, die weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben. Weite Teile der staatlichen Struktur sind zusammengebrochen. Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen, die zwischen die Fronten geraten und in einer Gesellschaft ohne funktionierende Sicherheitsbehörden und Justiz zu Hunderten Opfer von brutaler sexueller Gewalt werden. Nicht wenige werden anschließend weggeworfen wie ein Stück Müll. Tausende haben ihre Unterkünfte verloren, weil sie vor den Kämpfen der Kriminellen fliehen mussten.
Nahrungsmittelknappheit und Cholera-Welle
Das Land leidet laut UN-Angaben zudem unter einer noch nie dagewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti wurde in den vergangenen Jahren obendrein von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert, zuletzt kam eine von UN-Mitarbeitern eingeschleppte Cholera-Welle hinzu, die Hunderte Tote forderte.
Neben der Hungersnot leidet Haiti auch unter einer schweren innenpolitischen Krise. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet, Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Haitis innenpolitische Kräfte gelten als hoffnungslos zerstritten. Immerhin konnte sich inzwischen ein Übergangsrat etablieren, der nun für das nächste Jahr Neuwahlen anstrebt, um das Machtvakuum zu füllen.
Während Trump ohne stichhaltige Beweise amerikanische Haustiere in Gefahr wähnt, entsendet Kenia Sicherheitskräfte. Die Soldaten gehen ein hohes persönliches Risiko ein. Die amtierende US-Regierung leistet immerhin finanzielle Unterstützung für die Mission, an der sich inzwischen auch Kräfte aus karibischen Staaten beteiligen.
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Carmen Martínez
Abteilung Spenderkommunikation
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